9. Januar 2016

Schüerlischrift, ade!

Um es gleich vorweg zu sagen: Wir sind keine Nostalgiker. Was die Schnüerlischrift betrifft, der nun die Zürcher Schulen ade sagen, könnten wir uns als Linkshänder solche Gefühlsregungen gar nicht leisten. Auf eine genügende Note im Schönschreiben hatten wir es nie gebracht, und heute hilft nur das Gedächtnis, wenn es gilt, den Inhalt der eigenen Notizen zu entziffern.
Schnüerlischrift, ade! NZZ, 9.1. von Philipp Meier


Wie schreiben wir heute aber eigentlich, wenn wir nicht eine Computer- oder Handy-Tastatur bedienen? Wir schreiben schnell, und wir verbinden dabei viele Buchstaben, aber wir heben immer wieder die Spitze des Schreibgeräts vom Blatt ab: Wir schreiben in kursiv verwischter Blockschrift. Der Schnüerlischrift hatten wir spätestens in der Adoleszenz den Rücken gekehrt, sie war uncool. Allerdings wurden Liebesbriefe sowie Glückwunsch- und Weihnachtskarten noch lange mit der Schnüerlischrift geschrieben - einer Schriftform übrigens, für die es nur in der Schweiz dieses hübsche Wort gibt.
Die Schnüerlischrift war eine Schönschrift, eine Zierschrift, eine Art westlicher Kalligrafie, die mit Schlenkern und Schlaufen nicht zuletzt die persönliche Handschrift prägte. Ihren Niederschlag fand sie in manch expressiver Unterschrift. Der eigene Vater etwa lernte noch mit spitzem Bleistift und rhythmischem Druck der Schnüerlischrift Schattierung zu verleihen. Das waren andere Zeiten. Im Zeitalter von SMS geht nun aber doch ein weiteres Stück Schreibkultur verloren. Schade!

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