18. Januar 2016

Berner Komitee will Lehrpläne vors Volk bringen

Die Initiative soll bereits auf den Lehrplan 21 Anwendung finden. Bis im Juni will das Komitee die nötigen 15'000 Unterschriften sammeln, wie Vertreter am Montag vor den Medien in Bern sagten. Das siebenköpfige, überparteiliche Komitee besteht vorwiegend aus Eltern und Lehrpersonen.













Die Initiative will den LP21 auch rückwirkend vors Volk bringen, Bild: Keystone
Komitee will mit Initiative Lehrpläne vors Volk bringen, Bund, 18.1.

In einem Unterstützungskomitee finden sich zahlreiche Politikerinnen und Politiker vorwiegend aus dem bürgerlich-konservativen Lager.

Wie ein Fahrlehrer mit 20 Schülern
Den Initianten macht unter anderem der konstruktivistische Ansatz des Lehrplans 21 Sorge. Darunter versteht man, dass Schülerinnen und Schüler ihre Lernprozesse weitgehend selber steuern. Lehrpersonen würden damit ihre zentrale Bedeutung verlieren und zu Lernbegleitern. «Meine Rolle wäre dann diejenige eines Fahrlehrers, welcher gleichzeitig 20 Fahrschüler in ihren Fahrzeugen betreut», sagte Komiteemitglied und Reallehrer Markus Dähler.

Gerade schwächere Kinder seien mit solchen Ansätzen überfordert, befürchtete die Elternvertreterin des Komitees, Rahel Gafner. Dies gefährde die Chancengleichheit. Der Lehrplan 21 dürfe nicht am Volk vorbei eingeführt werden. Das Komitee kritisiert den Paradigmenwechsel, der mit dem Lehrplan 21 einhergehe. In Tat und Wahrheit handle es sich um eine gesamtschweizerische Schulreform mit weit reichenden Konsequenzen.
Ein Dorn im Auge sind dem Komitee auch die Kosten. Die Einführung des Lehrplans 21 koste jährlich über 30 Millionen Franken. «Und dies ohne pädagogischen Mehrwert», betonten Komiteevertreter am Montag vor den Medien.

Der Grosse Rat soll die Lehrpläne genehmigen
Mit der Initiative will das Komitee dafür sorgen, dass künftig das Kantonsparlament und letztlich auch das Volk mitreden und korrigierend eingreifen können. Für die Ausarbeitung der Lehrpläne soll, wie bisher, der Regierungsrat verantwortlich sein.

Erst wenn der Grosse Rat aber den Lehrplan genehmigt hat, kann er in Kraft treten. Der Grossratsbeschluss unterliegt dem fakultativen Referendum, das heisst, dass das Volk bei Bedarf über den Lehrplan entscheiden kann.

In einer Übergangsbestimmung soll festgehalten werden, dass Lehrpläne, die auf einen Zeitpunkt nach Anfang 2017 in Kraft gesetzt werden, nachträglich durch das Kantonsparlament genehmigt werden müssen. Das würde bedeuten, dass der Grosse Rat und allenfalls das Volk rückwirkend über die Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Bern befinden würden.

Harmonisierung der Schulen
Der Lehrplan 21 war im November von der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz zur Einführung freigegeben worden. Viele Kantone planen die Einführung im Sommer 2017.

Der Lehrplan 21 geht auf eine eidgenössische Volksabstimmung aus dem Jahr 2006 zurück. Damals sprach sich eine Mehrheit der Stimmberechtigten für eine Harmonisierung der Schulen aus. Der Lehrplan umfasst elf Schuljahre und beschreibt den Bildungsauftrag neu in Form von Kompetenzen.

Gegen den Lehrplan 21 regt sich seit einiger Zeit Widerstand. In verschiedenen Kantonen wurden Initiativen lanciert.


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