24. Juli 2015

Gschwind riskiert Bruch mit Starke Schule Baselland

Sie ist als Hoffnungsträgerin der Reformkritiker angetreten und neu als Baselbieter Bildungsdirektorin gewählt worden: Monica Gschwind. Nun legt sie einen Sparplan vor. Doch statt bei Harmos und LP21 zu sparen, soll die Klassengrösse wieder erhöht werden. Das ist eine Kampfansage ans Komitee Starke Schule Baselland.





Monica Gschwind muss sparen, Bild: Basler Zeitung

Auf Wahlsieg folgt Zwist, Basler Zeitung, 23.7. von Thomas Dähler



Auch wenn der abgetretene Bildungsdirektor Urs Wüthrich jetzt zu den Gegnern der Finanzstrategie der neuen Baselbieter Regierung zählt, dürfte er sich im Geheimen doch über den Krach, den einzelne der vorgeschlagenen Massnahmen auslösen, diebisch freuen: Das vorgestellte Paket der Bildungs-Sparmassnahmen wird automatisch dazu führen, dass die einstigen Gegenspieler Wüthrichs heftig aneinandergeraten: Was Regierungsrätin Monica Gschwind vorschlägt, ist eine Kampfansage an das Komitee Starke Schule Baselland – an jenes politische Komitee, das massgeblich an Gschwinds Wahl beteiligt war und Wüthrichs SP aus der Regierung warf.
Das Komitee Starke Schule Baselland kann ausser dem jüngsten Wahl­erfolg in seiner bisherigen Tätigkeit zwei namhafte Erfolge vorweisen: Im Juni 2012 wehrte sich das Komitee erfolgreich gegen die Überführung der zweijährigen Berufsvorbereitungsschule BVS 2 in ein einjähriges Brückenangebot und brachte deswegen das Entlastungsrahmengesetz an der Urne zu Fall. Und im November 2012 wurden die Klassengrössen an den Baselbieter Schulen reduziert, indem der Gegenvorschlag zur Initiative «Ja zur guten Schule Baselland: überfüllte Klassen reduzieren» von den Stimmberechtigten angenommen wurde.
Doch ausgerechnet diese beiden von der Starken Schule Baselland ausgelösten Volksentscheide will die neue ­Bildungsdirektorin jetzt rückgängig machen: 1,6 Millionen Franken sollen durch die Streichung des zweiten Jahres der BVS 2 eingespart werden; 34,2 Millionen Franken können mit vergrösserten Schulklassen eingespart werden.
Da kann Saskia Olsson, die Geschäftsleiterin der Starken Schule Baselland, noch so gute Miene zum bösen Spiel machen und «anerkennen», dass die Regierung die Finanzen wieder «ins Lot bringen» will. Und da hilft auch der Hinweis, dass die Sparmassnahmen notwendig wurden, «weil alt Regierungsrat Urs Wüthrich teure Mammutprojekte durchgeboxt hat», nicht weiter.
Demokratieverständnis kritisiert
Olsson muss dennoch der neuen Regierung «ein fragwürdiges Demo­kratieverständnis» vorwerfen, weil ein Volksentscheid rückgängig gemacht werde: «Die angestrebte Erhöhung der maximalen Klassengrössen der Sekundarstufe I und II ist ein eklatanter Rückschritt.» Auch die «Erfolgsschule» BVS 2 verteidigt die Starke Schule Baselland, obwohl das zweijährige Angebot heute landesweit exotisch ist und selbst von Insidern infrage gestellt wird. «Die Abschaffung der zweijährigen Berufsvorbereitenden Schule BVS 2 ist eine Sparmassnahme, die langfristig enorme Folgekosten mit sich bringen wird», ist Olsson überzeugt. In dem Communiqué der Starken Schule Baselland freut sich Olsson zwar «auf eine spannende Auseinandersetzung», kündigt aber ohne Wenn und Aber an, dass die Starke Schule Baselland Sparmassnahmen, die zu einem Bildungsabbau führen, bekämpfen werde.
Keine Abstriche bei Harmos
Olsson bedauert auch, dass Harmos «mehrere Hundert Millionen» verschlingt und deshalb zu Sparmassnahmen «an anderer Stelle» führt. Doch eigentlich müsste dem Komitee Starke Schule Baselland vor allem sauer ­aufstossen, dass das umfangreiche ­Bildungssparpaket keinen einzigen Harmos-Franken auflistet, der künftig nicht ausgegeben werden soll.
Infrage gestellt werden weder die Weiterbildungskurse der Lehrkräfte für die Harmos-Reformen, noch die Folgekosten, die der Strukturwechsel noch auslösen wird. Gänzlich unangetastet bleibt das Investitionsprogramm des Kantons, das den wegen Harmos notwendig werdenden höheren Raumbedarf der Sekundarschulklassen enthält.
Kein Wort verliert die Regierung auch zu den Folgekosten für die unter ­Wüthrich eingeleitete Verlängerung des Gymnasiums von 3,5 auf 4 Jahre. Diese belaufen sich, wie Bildungs-General­sekretär Severin Faller gegenüber der BaZ ausführt, immerhin auf jährlich 3,8 Millionen Franken.


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