Die
Schule ist im Wandel – und die massiven Bildungsreformen im Kanton Baselland
stehen von links bis rechts in grosser Kritik. Denn die Umsetzung der
Schulrefom bedeutet auch einen ideologischen Wechsel der Bildungsphilosophie.
Weil so vieles so schlecht läuft, haben sich bei den Eltern ein grosses
Unbehagen und ein Vertrauensverlust breitgemacht. Drei Beispiele:
Frustration statt Lernerfolg: Französischunterricht an einer Schweizer Schule, Bild: Gaetan Bally
Die fatalen Fehler einer Schulreform, Tages Anzeiger, 1.6. von Karin Näf
Albtraum
Zwangsverschiebungen
Fünf Gehminuten von der
Sekundarschule Allschwil entfernt wohnen wir. Gleichwohl sollte unser Sohn nach
Oberwil zwangsverschoben werden, damit die dortige Klasse randvoll aufgefüllt
wird und damit Kosten gespart werden können. Dadurch wurde der Schulweg für den
11-Jährigen um ein Vielfaches länger. Der Baselbieter Bildungsdirektor Urs
Wüthrich (SP) gewährte uns und anderen betroffenen Eltern schliesslich ein
persönliches Gespräch – genutzt hat es aber nichts. Der Bildungsdirektor
proklamierte zwar, wenn so etwas seinen Töchtern passieren würde, ginge er
ebenfalls auf die Barrikaden. Verständlich, denn auf seiner eigenen Website
propagiert er ein Dorf mit Post, Kirche, Schulen usw. – «alles in
Fussgängernähe» als Lebensqualität. Doch in unserem Fall blieben Wüthrich und
die Chefbeamten des Amts für Volksschulen trotz ihrer markigen Worte stur und
beharrten auf der Zwangsverschiebung unseres Sohnes. Uns blieb nur noch der Weg
vor das Gericht. Aus formaljuristischen Gründen erhielten wir recht. Einer der
Richter bezeichnete solche Verschiebungen gar als «Unding».
Fatale
Ausrichtung des Französisch-Lehrmittels
Nun sind vier Jahr
vergangen. In diesem Sommer schliesst unser Sohn die Sekundarschule in unserer
Gemeinde ab: In Französisch genoss er einen leichten, klaren Einstieg. Dem
folgte ein systematischer grammatikalischer Aufbau mit einem roten Faden, der
es ihm ermöglichte, schnelle Fortschritte mit einem alltagstauglichen
Wortschatz zu erzielen. Ganz anders sieht es bei meiner Tochter aus. Sie
besucht zurzeit die 5. Primarklasse. Sie hat Mühe mit dem neuen
Fremdsprachenkonzept, weil eine klare Struktur ebenso fehlt wie ein
Wortschatzaufbau. Dafür muss sie hochspezialisierte Wörter wie «Blutlache» oder
«Spukhaus» lernen.
Ohne intensive
Unterstützungsarbeit der Eltern sind zahlreiche Kinder in diesem
kompetenzorientierten System überfordert und frustriert. Ein
Französischunterricht nach dieser Durcheinander-Philosophie überzeugt mich
nicht und führt oft statt zum Erfolg zu Tränen. Jene Schulkinder, die nicht auf
die Unterstützung ihrer Eltern zählen können, bleiben auf der Strecke. Selbst
die erfahrene Lehrerin teilte den Schülern mit, sie fände das neue
obligatorische Lehrmittel «Mille feuilles» auch nicht gut.
Informatik-Ausbildung
ohne Computer
Dass die Umsetzung der
aktuellen Schulreformen teils penible Züge annimmt, zeigt auch folgendes
Beispiel. Weil die Primarschule über zu wenig Computer verfügt, sind den Eltern
kurzerhand schriftlich zwei Varianten vorgeschlagen worden: Man kann sein Kind
für einen Computerkurs an der Sekundarschule anmelden oder die Eltern können
den entsprechenden Stoff, der notabene gemäss Lehrplan obligatorisch ist,
mittels Anleitung der Schule zu Hause ihrem Kind selber beibringen. Wenn bereits
solche Sparmassnahmen anstehen, dann frage ich mich, ob wir in zehn Jahren auch
den Physik- und Geografiestoff unseren Kindern selber beibringen müssen.
*Karin Näf ist Mutter von drei schulpflichtigen Kindern (7, 12 und 15
Jahre alt). Die gelernte Grafikerin lebt in Allschwil und ist Mitglied der neu
gegründeten Partei Grüne-Unabhängige.
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