CVP Solothurn zur Lektionentafel: Mehr ist nicht unbedingt besser, soaktuell, 10.5. von CVP Solothurn
Es wird immer wieder erwähnt, dass die Kinder im
Kanton Solothurn vergleichsweise am wenigsten Unterrichtszeit haben. Dies wird
auch als Begründung herangezogen für die Erhöhung der Lektionenzahl im Rahmen
der Einführung des Lehrplans 21. In den vergangenen Jahrzehnten sind bei uns
aber keine Nachteile zur Kenntnis gekommen, welche die jungen Erwachsenen im
Vergleich zu ihren Jahrgängern aus anderen Kantonen in der Berufsbildung sowie
an den Fachhochschulen und Universitäten hätten tragen müssen.
Offenbar vermögen die jungen Menschen aus dem
Kanton Solothurn auch mit einer geringeren Lektionenzahl durchaus zu bestehen.
Dies erachten wir als positiv, da es für die Qualität der solothurnischen
Volksschulen und der Bildung auf der Stufe Sek II spricht. Mehr bedeutet nicht
immer besser. Auch in der Bildung sollte man, gerade angesichts der
finanziellen Auswirkungen, Abstand nehmen vom Gedanken, dass eine grössere
Lektionenzahl eine per se bessere Bildung bedeutet. Dieser Zusammenhang ist
nicht nachgewiesen.
Die mit dem Lehrplan 21 geforderte höhere
Stundenzahl soll aus finanziellen Überlegungen kompensiert werden mit einer
Verringerung des Halbklassenunterrichts. Auch wenn der Kanton Solothurn bei den
Schichtlektionen im schweizerischen Vergleich eine Spitzenposition einnimmt,
erachten wir diesen Umstand als Standortvorteil und Qualitätsmerkmal unserer
Schulen. Mit der Speziellen Förderung und der Zunahme der Migration ist die
Heterogenität in den Klassen in den letzten Jahren nochmals massiv angestiegen,
sodass der Unterricht in Halbklassen ein unbestreitbarer Vorteil ist.
Vielleicht ist es gerade der besser ausgebaute Halbklassenunterricht, der die
solothurnischen Schülerinnen und Schüler trotz vergleichsweise weniger
Lektionen in der Schullaufbahn die Zielsetzungen bei der Berufsbildung und bei
der Maturität dennoch erreichen lässt? Angesichts der grossen Heterogenität in
den solothurnischen Klassen befürchtet die CVP einen Qualitätsabbau und lehnen
die Reduktion des Halbklassenunterrichts ab.
Die Volksschulen haben in den vergangenen zwei
Jahrzehnten eine Entwicklung durchgemacht hin zu einer grösseren
„Kopflastigkeit“. Das „Kopf, Herz und Hand“ gerät zunehmend unter Druck. Auch
in der vorliegenden neuen Stundentafel findet sich wieder ein Beispiel. Statt
fünf Lektionen in Gestalten im Bereich Bildnerisches Gestalten sowie
Technisches und Textiles Gestalten sollen es künftig nur noch vier Lektionen
sein. Mit fünf Lektionen Gestalten, drei Sportlektionen und zwei Musiklektionen
belegen diese Fächer rund einen Drittel des Stundenplanes im zweiten Zyklus.
Diese Dotation an musischen, gestalterischen und sportlichen Lektionen
betrachtet die CVP als ausgewogen und soll auch in der zukünftigen Stundentafel
beibehalten werden.
Die Reduktion von einer Lektion in der Gesamtsumme
im Bereich Bildnerisches Gestalten sowie Technisches und Textiles Gestalten
lehnt die CVP ab.
Fremdsprachen
Heute besuchen die Schülerinnen und Schüler
zwingend eine zweite Landessprache (Französisch) und eine Fremdsprache
(Englisch). Dies ist für sprachbegabte und starke Schülerinnen und Schüler eine
Verbesserung zum vorhergehenden System. Diese sollen auch künftig diese
wertvolle Chance erhalten. Für Schwächere ist diese Regelung aber eine
unüberwindbare Hürde. Der Wechsel weg vom Zwang von zwei Fremdsprachen hin zum
alten System, in welchem eine oder gar beide Sprachen abgewählt werden können,
führt zu Entlastungen für geplagte Schülerinnen und Schüler und ist zu
begrüssen. Minim würde sogar ein Sparpotential entstehen, wenn stundenplantechnisch
beispielsweise möglich ist, anstatt zwei Pflichtklassen noch eine
Wahlpflichtklasse anzubieten. Fremdsprachen sollen von schwächeren Schülerinnen
und Schülern abgewählt werden können.
Hauswirtschaft
Für ein gesundes Leben und ausgewogenes Essen sind Erziehung
im Elternhaus und Unterricht in der Schule ergänzend notwendig. Mit einer
weiteren Reduktion ist das nicht mehr gewährleistet. Die Reduktion der
Hauswirtschaftsstunden ist deshalb abzulehnen.
Wahlpflichtfächer
Momentan ist vorgesehen, dass ordentliche Fächer um
eine Lektion „Wahlpflichtfach“ aufgestockt werden sollen. Dies führt
zwangsläufig zu komplizierten Stundenplänen und komplizierten
Lektionsgestaltungen, wenn doch in den ordentlichen Lektionen sowohl die
Schülerinnen und Schüler mit und ohne zusätzliche Lektionen am Unterreicht
teilnehmen. Wahlpflichtfächer dürfen nicht mit ordentlichen Fächern gekoppelt
sein.
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