Neuerdings erhalten Lehrerinnen und Lehrer für
besonders gute Leistungen einen Bonus. 6 Millionen Franken werden Kanton und
Gemeinden dieses Jahr für solche Einmalzulagen an die Volksschullehrer zahlen.
Weil diese in der Privatwirtschaft weit verbreitete Art der Entschädigung für
die Schule neu ist, hat der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) eine
nicht repräsentative Umfrage unter seinen Mitgliedern durchgeführt. Geantwortet
haben 450 von ihnen, das sind zwar nicht besonders viele, dennoch lässt das
Umfrageresultat aufhorchen. Nur 28 Prozent stehen den Boni positiv gegenüber.
Die grosse Mehrheit (72 Prozent) sagt grundsätzlich Nein, weil Boni die
Missgunst fördere und weil die Verteilung willkürlich sei.
Lieber mehr Lohn als Boni, Bild: Sophie Stieger
Zürcher Lehrer schlagen Bonus aus, Tages Anzeiger, 20.4. von Daniel Schneebeli
Kantonsrat strich Zulage
Doch mit den Schulreformen hat sich das geändert.
Jetzt müssen alle Lehrpersonen schwierige Kinder aus Kleinklassen übernehmen,
und es wird auch vermehrt individuelle Förderung verlangt. «Es ist heute sicher
nicht weniger anspruchsvoll eine Sek-B-Klasse mit 25 Schülern zu
unterrichten als eine Mehrklassenschule mit 12 oder 13 Kindern», sagt Martin
Wendelspiess, der Chef des Volksschulamtes.
Dieser Ansicht war im Februar 2014 auch der
Kantonsrat und ersetzte die Mehrklassenzulage durch eine Einmalzulage, von der
alle Lehrpersonen profitieren können. Bereits damals wehrte sich
ZLV-Präsidentin Lilo Lätzsch, die Einmalzulage bringe Querelen und Unfrieden
ins System. Das Geld könne gar nicht gerecht verteilt werden: «Dieser Bonus
löst kein Problem in einer schwierigen Klasse», sagte sie.
Maximal 8000 Franken
Um die Lehrpersonen den anderen Kantonsangestellten
gleichzustellen, die ebenfalls Einmalzulagen bekommen können, musste allerdings
der Totalbetrag auf 6 Millionen verdoppelt werden. Gemäss Martin Wendelspiess
stehen so für eine Durchschnittsschule mit 35 Vollzeitstellen jährlich rund
24'000 Franken für Zulagen zur Verfügung. Pro Person darf eine Zulage
nicht tiefer als 500 und nicht höher als 8000 Franken sein.
Für die Verteilung sind die Schulpflegen zuständig
– sie sprechen die Zulagen auf Antrag der Schulleiter an einzelne Lehrer.
Gemäss der ZLV-Umfrage ist 31 Prozent der Lehrer jedoch unklar, wie das
Geld verteilt wird. Der Rest kennt zwar die Kriterien, die es für einen Bonus
braucht, doch viele sind damit nicht einverstanden. Noch andere sind der
Ansicht, das Geld werde nicht nach den Kriterien, sondern nach Gutdünken
verteilt.
Häufig werden laut Umfrage Mehrklassenlehrer und
Lehrer mit grossen Klassen berücksichtigt. Das bestätigt Sarah Knüsel, Schulleiterin
im Flaachtal und neue Präsidentin im Verband Zürcher Schulleiterinnen und
Schulleiter. Oft würden aber auch Lehrer mit speziell schwierigen Klassen
Einmalzulagen erhalten oder solche, die sich durch besonderen Einsatz oder
Flexibilität hervorgetan hätten.
Knüsel befürwortet zwar die Boni, findet es aber
stossend, dass das Geld immer vollständig verteilt werden muss. Denn: «Die
meisten Lehrer arbeiten nicht besser mit diesem finanziellen Anreiz. Auch wenn
mit der Zulage zu Recht honoriert wird, wenn eine Lehrperson mit vollem
Engagement unterrichtet.» Zwingend ist für Knüsel, dass die Kriterien für die
Verteilung allen bekannt sind. Viele Lehrpersonen wollen laut der Umfrage
darüber hinaus auch wissen, wer einen Bonus bekommt.
Dies lehnt Martin Wendelspiess entschieden ab: «Es
geht die anderen nichts an, wenn einer eine Einmalzulage bekommt.» Wendelspiess
lehnt es auch ab, das Geld unter allen zu verteilen, wie es ein Teil der
Lehrerschaft in der Umfrage wünscht. «Das würde dem Sinn der Einmalzulagen widersprechen»,
sagt der Chef des Volksschulamtes. Es sollen damit besondere Leistungen
honoriert werden. Nicht zu den besonderen Leistung zählt, wenn ein Lehrer noch
Materialwart oder IT-Fachmann ist. Dafür gibt es keinen Bonus, allerdings – so
Wendelspiess – dürfen die Gemeinden diese Arbeiten aus den eigenen Kassen
entschädigen, wenn sie wollen. Mit sogenannten Funktionszulagen.
Gemeinsam mit den Polizisten
Die zentrale Frage nach der Umfrage des Zürcher
Lehrerinnen- und Lehrerverbands lautet: Macht es überhaupt Sinn, den
Lehrerinnen und Lehrern Zulagen zu zahlen, die sie gar nicht wünschen? «Wir
wollen dieses Geld», sagt ZLV-Präsidentin Lilo Lätzsch. Am liebsten hätte es
die Lehrerschaft in Form einer Lohnerhöhung. Doch da Lätzsch dies als
illusorisch erachtet, wünscht sie einen anderen Verteilmechanismus. Etwa indem
jedes Jahr ein Drittel aller Lehrpersonen berücksichtigt wird, erst die jungen,
dann die erfahreneren und zum Schluss die ältesten.
Doch bevor der ZLV neue Forderungen stellt, will er
sich mit anderen Verbänden absprechen. Denn laut Lätzsch sind die Einmalzulagen
auch bei Berufsgruppen wie den Polizisten oder beim Gesundheitspersonal
umstritten.
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