Der Uzwiler Schulratspräsident Daniel Wyder: "Anderes Anstellungsverhältnis", Bild: Philipp Stutz
Uzwils Lehrer wollen keine freiwillige Mehrarbeit leisten, St. Galler Tagblatt, 14.3. von Philipp Stutz
Seit
Anfang dieser Woche haben die Mitarbeitenden der Uzwiler Gemeindeverwaltung
zwei Stunden Mehrarbeit zu leisten. Somit wird 44 statt 42 Stunden gearbeitet,
und dies bei gleichem Lohn. Diese Massnahme, vom Gemeinderat angeordnet, ist
auf drei Monate befristet. Die Exekutive versteht sie als Zeichen der
Solidarität zur exportorientierten Wirtschaft. Hat doch der Technologiekonzern
Bühler die Arbeitszeit für die Mitarbeitenden vorübergehend von 40 auf 45
Stunden erhöht (die Wiler Zeitung hat berichtet).
Schule nicht direkt betroffen
Die Schule ist von diesem Entscheid nicht direkt
betroffen. Uzwil ist zwar eine Einheitsgemeinde. Die Lehrpersonen sind aber
nach kantonalem Dienstrecht angestellt. Dort ist ein solches Zeichen der
Solidarität nicht vorgesehen. «Indirekt betroffen ist aber auch die Schule»,
schreibt der Schulrat in einer Mitteilung an die Lehrerschaft, die der Wiler
Zeitung vorliegt. «Unsere Löhne sind mit Steuergeldern finanziert. Geht es der
Wirtschaft schlecht, fehlen Steuereinnahmen, und der Spardruck erhöht sich,
auch im Bildungsbereich.» Es bestehe eine volkswirtschaftliche Abhängigkeit,
hält der Schulrat fest. Die Gemeindeverwaltung setze ein Zeichen der
Solidarität, schreibt die Behörde in ihrer Mitteilung an die Lehrerschaft
weiter. Das Gemeindepersonal nutze die Möglichkeit, um zum Beispiel lange
geplante Optimierungen umzusetzen. Dinge, für die neben dem täglichen Arbeiten
nie Zeit gewesen war.
Negative Reaktionen
Lehrer wurden aus diesem Grund zu freiwilliger
Mehrarbeit angefragt. Dies als Zeichen der Verbundenheit und Solidarität zu
Gemeindeverwaltung und Wirtschaft. Die Anfrage sei parallel mit der Ankündigung
einhergegangen, dass der Gemeinderat die Arbeitszeit für die Angestellten
erhöhen wird, sagt Schulratspräsident Daniel Wyder: «Die Lehrpersonen wurden
darüber informiert, dass sie von der Arbeitszeitverlängerung nicht betroffen
seien. Denn das Anstellungsverhältnis ist ein anderes.» Sie seien angefragt
worden, ob eine Möglichkeit der freiwilligen Solidaritätsbekundung besteht. Die
Reaktionen seien überwiegend kritisch ausgefallen. Dem Schulrat sei nicht
bewusst gewesen, dass mit der Anfrage eine falsche Erwartungshaltung verknüpft
worden sei, gesteht Wyder. Verunsicherung sei entstanden. «Doch inzwischen
haben sich die Wogen geglättet», betont Daniel Wyder. «Sowohl Lehrpersonen als
auch Gemeindeangestellte leisten sehr viel wertvolle Arbeit, auch über die
normale Arbeitszeit hinaus.» Wyder erwähnt aus dem Bildungsbereich zum Beispiel
Projektwochen, Lager oder Begabungsförderung.
Keine Verpflichtung
In einem zweiten Schreiben, das sich auf die
negativen Reaktionen bezieht, betont der Schulrat, dass die Schule durch den
Gemeinderatsentscheid zu nichts verpflichtet sei und er die Lehrerschaft zu
keinerlei Massnahmen habe nötigen wollen.
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