850 Kinder
zählt die Schule Neuenhof. Rund 70 Prozent der Kinder, die eingeschult werden,
haben ausländische Wurzeln. «Es gibt Kinder, die weder Deutsch noch die eigene
Muttersprache richtig sprechen», sagt Renate Baschek, Gesamtschulleiterin der
Schule Neuenhof. Im Kindergarten
sind zwei von neun Abteilungen zu 100 Prozent fremdsprachig. Kinder mit einer
Sprachbarriere zu integrieren, stellt die Schule vor grosse Herausforderungen.
Schulhaus in Neuenhof AG, Bild: zvg
Faule Zähne, falsche Kleidung: Zunehmende "Verwahrlosung" im Kindergarten, Aargauer Zeitung, 28.3. von Erna Jonsdottir
Hinzu kommt,
dass Lehrpersonen laut Baschek immer mehr soziale und erzieherische Aufgaben
übernehmen müssen. Barbara Stamm, Schulleiterin Kindergarten Neuenhof, stellt
fest, dass manche Kinder bei kalter Witterung in Sommerkleidung zur Schule
gehen oder den Gebrauch einer Zahnbürste nicht kennen.
Und: «Teilweise
sind die Zähne der Kinder so kaputt, dass sie nur weiche Kost zu sich nehmen
können», fügt Kindergärtnerin Katarina Vicic an.
Baschek betont:
«Diese Probleme haben jedoch nichts mit der kulturellen Herkunft der Kinder zu
tun.» Stamm: «Es gibt auch verwahrloste Schweizer Kinder, die von der
elektronischen Grossmutter – dem Fernseher –, betreut werden, sich ungesund
ernähren und das Angebot des günstigen Mittagstisches nicht nutzen.»
Die
Lehrpersonen kommen aber laut Baschek mit den besonderen Bedingungen gut
zurecht. «Kinder lernen sehr schnell. In der Regel hat sich der
Kindergartenalltag nach zwei Monaten eingependelt», sagt Katarina Vicic,
Kindergartenlehrperson.
Die
fremdsprachigen Kinder erhalten grosse Unterstützung. Als ein Teil der
Einschulungsklassen für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen den Sparmassnahmen
des Kantons zum Opfer fielen und der Zusatzunterricht Deutsch als Zweitsprache
gekürzt wurde, handelte die Schule: «Nach einem langen Kampf hat uns der Kanton
für dieses Schuljahr eine Sondergenehmigung für eine zusätzliche
Einschulungsklasse gegeben», sagt Baschek.
Doch im
Schuljahr 2016/17 müsse die Schule mit zwei, statt ursprünglich vier,
Einschulungsklassen auskommen. Was dann? «Unsere Kinder werden von schulischen
Heilpädagoginnen unterstützt. Zudem verfügen wir über ein Förderzentrum, das
Kinder mit Wissenslücken, aber auch Kinder mit besonderen Begabungen fördert.»
Elternabende mit Dolmetscher
Eine
Herausforderung stellen laut Baschek teilweise die Eltern dar. Eine
Sprachbarriere wird dann problematisch, sobald Probleme wie etwa faule Zähne
oder Schulregeln erklärt werden müssen und Informationsveranstaltungen oder
Elternabende stattfinden.
Eltern, deren
Kinder in den Kindergarten eintreten, haben die Möglichkeit, am Anlass
«Schulstart plus» teilzunehmen. «Dort werden sie sprachspezifisch über unser
Schulsystem informiert», erklärt Baschek. Beim Grossanlass am ersten Schultag
gebe es zwischenzeitlich Eltern, die einen Dolmetscher mitnehmen würden.
Den Eltern
Hilfestellung bietet auch die vor zwei Jahren geschaffene Integrationsstelle:
«Sie ist eine Anlaufstelle für Eltern und Lehrpersonen», erklärt Stamm. Dort
werden unter anderem Dolmetscher vermittelt und Fragen zur Integration geklärt.
Weiter steht
die Sozialarbeit Umfeld Schule und die individuelle Förderung im Angebot, die
zwischen den Eltern und der Schule vermitteln.
Jugendpolizist hilft bei Krisen
Bei Krisen,
Konflikten unter Schülern und Delikten wie etwa Diebstahl kommt ein
Jugendpolizist von der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal zum Einsatz.
«Schulen, die einen grossen Anteil an Kindern haben, die aus sozial schwachen
Familien kommen, sind vermehrt mit solchen Problemen konfrontiert», sagt
Baschek. «Grundsätzlich sind wir aber eine friedliche Schule», betont sie.
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