29. Januar 2015

Weniger Skilager

Die Zahl der Skilager geht zurück. Mitschuldig an dieser Entwicklung sind Lehrer, die die Verantwortung scheuen. Ein neues Projekt soll helfen.




Angst vor der Verantwortung und den Gerichten, Bild: Tina Burch


"Lehrer wollen keine Skilager mehr leiten", 20 Minuten, 28.1. 



In zahlreichen Kantonen beginnen demnächst die Sportferien. Aber viele Kinder werden diese Zeit nicht in einem Skilager verbringen. Gemäss der Statistik von Jugend und Sport wurden im Jahr 2005 noch 2585 Schneesportlager durchgeführt, 2008 waren es 2317 und 2013 nurmehr 2253.
Angela Meschenmoser von Bundesamt für Sport sagt, die Freude am Schneesport habe in den letzten Jahren tatsächlich etwas abgenommen. Dies habe mit dem grösseren Angebot an Hallensportarten zu tun oder damit, dass Familien ihre Sportferien lieber am Strand verbringen. «Ein weiterer Grund ist sicher, dass Kindern mit Migrationshintergrund oft der Bezug zum Schneesport fehlt.»
«Den Lehrern fehlt die Motivation»
Eine wichtige Ursache für den Rückgang sei aber auch, dass die Organisation für die Lehrer oft einen grossen Aufwand bedeute, so Meschenmoser. «Sie sind nicht mehr bereit, zusätzlich zu ihren vielen Aufgaben auch noch ein Winterlager zu leiten», sagt auch Kurt Hohl, Kursleiter bei schneezüri.ch, eine Organisation, die im Auftrag des Sportamtes der Stadt Zürich Schneelager in verschiedenen Skigebieten anbietet.
Den Lehrern fehle die Motivation und damit beeinflussten sie auch die Lust der Schüler, so Hohl. Bei den Schullagern von Schneezüri seien die Teilnehmerzahlen in den letzten Jahren um bis zu 25 Prozent gesunken, schätzt Hohl. Er meine das nicht als Vorwurf, die Lehrer hätten heutzutage ja wirklich viel zu tun.
«Viele Schüler haben keine Ausrüstung»
Beat Zemp, Präsident des Schweizer Lehrerverbands (LCH), sagt, die Situation für die Lehrer habe sich geändert. «Die Verantwortung ist viel grösser geworden.» Die Gerichte neigten heutzutage bei Unfällen schneller dazu, einen Lehrer wegen Grobfahrlässigkeit zu verurteilen als früher. «Daher ist es verständlich, dass sich die Lehrer eher scheuen, die Leitung in einem Skilager zu übernehmen.»
Ausserdem sei der damit verbundene Aufwand enorm gross. Da ein Teil der Schneesportlager während der Schulzeit und ein anderer Teil während der Sportferien stattfinde, sei es schwierig, eine permanente Lokalität zu finden. Dazu komme, dass viele Schüler gar keine Ausrüstung mehr hätten, diese müsse dann die Schule zur Verfügung stellen.
Keine Laien mehr auf der Piste
Um diesen Schwierigkeiten und der schwindenden Skilager-Kultur entgegenzuwirken, haben verschiedene Organisationen – darunter auch der LCH – den Verein Schneesportinitiative gegründet. Dieser will Informationen zu und Angebote für Schneesportlager und Schneesporttage auf einer Plattform bündeln, um diese auch für Lehrer einfacher zugänglich zu machen.
«Wir bieten fix-fertig organisierte Schneesporttage und –lager inklusive Lokalität, Transport, Materialmiete, Schneesportlehrer, Verpflegung und Bergbahnticket vergünstigt an», sagt Ole Rauch, Geschäftsführer der Schneesportinitiative. Ausserdem sollen Richtlinien und Merkblätter den Lehrern helfen, sich abzusichern. «Früher durfte jeder Lehrer, der ein bisschen Skifahren konnte, die Schüler unterrichten.» Durch das integrierte Angebot von ausgebildeten Ski- und Snowboardlehrern wird den Lehrern hier die Verantwortung abgenommen.
Das Projekt hat Erfolg. «Für das Jahr 2015 haben wir 60 Skilager organisiert, diese sind bereits ausgebucht», so Zemp. Auch Rauch bestätigt: Der Dachverband Seilbahnen Schweiz habe vor drei Jahren mit knapp zehn Lagern angefangen: Für die derzeitige Saison 2014/15 seien bereits 74 Lager gebucht.


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