Angst vor der Verantwortung und den Gerichten, Bild: Tina Burch
"Lehrer wollen keine Skilager mehr leiten", 20 Minuten, 28.1.
In zahlreichen Kantonen beginnen demnächst die Sportferien. Aber viele
Kinder werden diese Zeit nicht in einem Skilager verbringen. Gemäss der
Statistik von Jugend und Sport wurden im Jahr 2005 noch 2585 Schneesportlager
durchgeführt, 2008 waren es 2317 und 2013 nurmehr 2253.
Angela Meschenmoser von Bundesamt für Sport sagt, die Freude am
Schneesport habe in den letzten Jahren tatsächlich etwas abgenommen. Dies habe
mit dem grösseren Angebot an Hallensportarten zu tun oder damit, dass Familien
ihre Sportferien lieber am Strand verbringen. «Ein weiterer Grund ist sicher,
dass Kindern mit Migrationshintergrund oft der Bezug zum Schneesport fehlt.»
«Den Lehrern fehlt die Motivation»
Eine wichtige Ursache für den Rückgang sei aber auch, dass die
Organisation für die Lehrer oft einen grossen Aufwand bedeute, so Meschenmoser.
«Sie sind nicht mehr bereit, zusätzlich zu ihren vielen Aufgaben auch noch ein
Winterlager zu leiten», sagt auch Kurt Hohl, Kursleiter bei schneezüri.ch, eine
Organisation, die im Auftrag des Sportamtes der Stadt Zürich Schneelager in
verschiedenen Skigebieten anbietet.
Den Lehrern fehle die Motivation und damit beeinflussten sie auch die
Lust der Schüler, so Hohl. Bei den Schullagern von Schneezüri seien die
Teilnehmerzahlen in den letzten Jahren um bis zu 25 Prozent gesunken, schätzt
Hohl. Er meine das nicht als Vorwurf, die Lehrer hätten heutzutage ja wirklich
viel zu tun.
«Viele Schüler haben keine Ausrüstung»
Beat Zemp, Präsident des Schweizer Lehrerverbands (LCH), sagt, die
Situation für die Lehrer habe sich geändert. «Die Verantwortung ist viel
grösser geworden.» Die Gerichte neigten heutzutage bei Unfällen schneller dazu,
einen Lehrer wegen Grobfahrlässigkeit zu verurteilen als früher. «Daher ist es
verständlich, dass sich die Lehrer eher scheuen, die Leitung in einem Skilager
zu übernehmen.»
Ausserdem sei der damit verbundene Aufwand enorm gross. Da ein Teil der
Schneesportlager während der Schulzeit und ein anderer Teil während der
Sportferien stattfinde, sei es schwierig, eine permanente Lokalität zu finden.
Dazu komme, dass viele Schüler gar keine Ausrüstung mehr hätten, diese müsse
dann die Schule zur Verfügung stellen.
Keine Laien mehr auf der Piste
Um diesen Schwierigkeiten und der schwindenden Skilager-Kultur
entgegenzuwirken, haben verschiedene Organisationen – darunter auch der LCH –
den Verein Schneesportinitiative gegründet. Dieser will Informationen zu und
Angebote für Schneesportlager und Schneesporttage auf einer Plattform bündeln,
um diese auch für Lehrer einfacher zugänglich zu machen.
«Wir bieten fix-fertig organisierte Schneesporttage und –lager inklusive
Lokalität, Transport, Materialmiete, Schneesportlehrer, Verpflegung und
Bergbahnticket vergünstigt an», sagt Ole Rauch, Geschäftsführer der
Schneesportinitiative. Ausserdem sollen Richtlinien und Merkblätter den Lehrern
helfen, sich abzusichern. «Früher durfte jeder Lehrer, der ein bisschen
Skifahren konnte, die Schüler unterrichten.» Durch das integrierte Angebot von
ausgebildeten Ski- und Snowboardlehrern wird den Lehrern hier die Verantwortung
abgenommen.
Das Projekt hat Erfolg. «Für das Jahr 2015 haben wir 60 Skilager
organisiert, diese sind bereits ausgebucht», so Zemp. Auch Rauch bestätigt: Der
Dachverband Seilbahnen Schweiz habe vor drei Jahren mit knapp zehn Lagern
angefangen: Für die derzeitige Saison 2014/15 seien bereits 74 Lager gebucht.
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