13. Januar 2015

"Ausgeschlafene Schüler lernen besser"

Für den Schlafforscher Christian Cajochen, Leiter der Abteilung Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Klinik Basel, sind die wissenschaftlichen Belege eindeutig: Schlafmangel bei Jugendlichen ist mit ein Grund für Lernprobleme. 
Schlafforschung, Bund, 13.1. von Mireille Guggenbühler

Und der Schlafmangel der Jugendlichen ist nicht auf deren manchmal fehlende Selbstdisziplin zurückzuführen, weil sie etwa zu spät ins Bett gehen. Denn die Devise, dass wer früher ins Bett geht, automatisch auch fitter ist, gilt nur dann, wenn man auch einschlafen kann.

Und gerade das können Jugendliche oft nicht. Denn in der Pubertät verschiebt sich ihr biologischer Rhythmus. Diese Veränderung erzeugt zunehmende Müdigkeit am Morgen und mehr Energie am Abend.

Jugendliche profitieren laut Cajochen abends von einem starken Wachsignal, entsprechend spät finden sie den Schlaf.
Bei den Mädchen geht die Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus mit der ersten Menstruation los.

Bei den Buben lasse sich dies weniger auf den Punkt genau sagen, so Cajochen. Während etwa fünf Jahren verschiebt sich der biologische Rhythmus der Jugendlichen dann pro Jahr um 20 Minuten nach hinten.

Danach pendelt er sich im frühen Erwachsenenalter ein. Die Ursachen dieser Veränderungen sind laut Cajochen noch ungeklärt. «Klar ist aber, dass auch Tiere solche Rhythmusverschiebungen im Pubertätsalter kennen.»

Würde man den Lebensrhythmus von Jugendlichen nach ihren chronobiologischen Bedürfnissen ausrichten, böte das die Möglichkeit, ungeahnte Leistungspotenziale abzurufen, findet der Chronobiologe.

Denn: Ausgeschlafene Schüler erlangen bessere Noten. «In Studien in den USA und Europa konnte genügend belegt werden, dass ein späterer Schulbeginn ausgeschlafenere Schüler zur Folge hat. Und wer ausgeschlafen ist, bringt bessere Leistungen.»

Er plädiert deshalb für einen Schulbeginn bei Jugendlichen um 8.30 Uhr, wie dies diverse europäische Länder bereits kennen würden.

«Weil wir aber wie Deutschland eine frühe Gesellschaft sind, wäre ich auch schon zufrieden, wenn der Unterricht nicht vor acht Uhr beginnen würde», sagt Cajochen. 

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