Teuer, kompliziert oder keine Apps: Unterricht mit neuen Medien, Bild: Keystone
Schweizer Lehrer scheitern am Tablet, Blick am Abend, 10.11. von Angela Müller
Ausser viel Spesen nichts gewesen. Seit einem Jahr
testet eine Primarklasse und eine Oberstufenklasse in St. Gallen iPads und
Windows-Surface-Tablets. Nun hat die Pädagogische Hochschule den Testlauf
untersucht. Resultat: Zwar «stehen die Schüler und Lehrpersonen dem Projekt
sehr positiv gegenüber», sagt Schuldirektorin Marlis Angehrn. «Auch die Eltern
begrüssen das Projekt.»
Das grosse Aber ist wie so oft die Technik: Während
die iPads im Hebelschulhaus problemlos funktionierten, stiegen die
Windows-Tablets im Schulhaus Schönau immer wieder aus. «Für die Lehrpersonen
beider Klassen ist der Zeitaufwand sehr hoch.»
Windows-Tablets fehlen die
Lern-Apps
Doch nicht nur das: Für iPads gibt es zwar
Lehrmittel, die auch häufig eingesetzt werden, aber die Kosten dafür sind hoch.
Sie müssen als App einzeln für die Schüler gekauft werden. Für die
Windows-Tablets hingegen fehlen die Lehrmittel gänzlich. «Die
Lehrmittel-Verlage sind hier ganz klar gefordert», sagt Angehrn.
Die Gesamtkosten des Versuchs belaufen sich derzeit
auf über 70 000 Franken. Überraschenderweise sind dabei die Teilkosten für die
Windows-Tablets mit 35 000 Franken teurer als für die iPads von Apple mit rund
29 000 Franken.
«Der Versuch war von Anfang an auf zwei bis drei
Jahre angelegt», sagt Angehrn. Trotzdem ist es mittlerweile klar, dass die
flächendeckende Einführung dieser Medien kaum möglich sein wird, nicht nur wegen
der bekannten Probleme: «Der Zeitfaktor spielt eine zu grosse Rolle, die Medien
wären zu schnell out und müssten mit teuren Nachfolgeprodukten ersetzt
werden.»
Dennoch wird ein zeitgemässer Unterricht in Zukunft
nicht ohne neue Medien auskommen. «Im Zentrum des Versuchs steht die Frage der
Unterrichtsqualität und das Sammeln und Weitergeben von Erfahrungen.»
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