Ankli: "Lehrplan 21 frühestens auf 2018/19", Bild: Bruno Kissling
Bildungsdirektor Ankli ohne Eile, Grenchner Tagblatt, 17.9. von Christian von Arx
«Die
Einführung des Lehrplans 21 wird im Kanton Solothurn frühestens auf das
Schuljahr 2018/19 erfolgen»: Das sagte Bildungsdirektor Remo Ankli in seinem
Grusswort an die versammelte Lehrerschaft am Kantonalen Lehrertag in Olten.
Damit
lässt sich das Solothurner Bildungsdepartement ein Jahr länger Zeit als bisher
in Aussicht genommen: Noch im Juni hatte Ankli im Kantonsrat die Einführung
«frühestens auf Schuljahr 2017/18» angekündigt.
Auf
Nachfrage begründete Ankli gegenüber der «Nordwestschweiz» den zusätzlichen
Zeitbedarf damit, dass der Erziehungsdirektorenkonferenz der Deutschschweiz im
Oktober noch nicht der gesamte Lehrplan 21 in seiner definitiven Fassung zum
Beschluss vorliegen werde – das umstrittenste Kapitel werde ihr erst im März
2015 unterbreitet. Damit brauche auch eine Umsetzung im Kanton mehr Zeit. Und:
«Ich sehe überhaupt keinen Grund, die Einführung zeitlich besonders
voranzutreiben», so Ankli.
Tatsache
ist, dass sich die Nachbarkantone Solothurns über den Einführungszeitpunkt des
Lehrplans 21 überhaupt nicht einig sind – die Spanne der letzten Ankündigungen
reicht von 2015/16 in Basel-Stadt bis 2020/21 im Aargau.
Noch
hängig ist zudem im Kantonsrat ein Auftrag Beat Künzli (SVP, Laupersdorf), der
die Einführung des Lehrplans 21 ganz verhindern will; Regierungsrat und
Bildungskommission lehnen dies ab. Zustimmend zitierte Ankli am Lehrertag eine
Frage von Karl Frey aus dem «Schulblatt» von 1988: «Warum müssen
Lehrplandiskussionen stets so verbissen geführt werden?»
«Nicht dauernd Seilziehen»
Vom
Verband Lehrerinnen und Lehrer Solothurn (LSO) hat der Bildungsdirektor kaum
Druck für möglichst viele und schnelle Reformen zu erwarten: LSO-Präsidentin
Dagmar Rösler forderte von der Politik im Gegenteil ausdrücklich «Konstanz,
Beständigkeit, Vertrauen und Zeit» für die Volksschule. «Wir wollen nicht
monatlich oder jährlich dem Seilziehen zwischen Links und Rechts ausgesetzt
sein», betonte sie gestern in ihrer staatsmännisch ausgewogenen Rede am
Lehrertag.
Zum
Lehrplan erklärte sie, das Konzept der Kompetenzorientierung müsse nun greifbar
gemacht werden. In Geschichte etwa könne auf Wissen nicht verzichtet werden.
«Der Lehrplan 21 kann nur gelingen mit den nötigen finanziellen Mitteln», gab
sie den Politikern zu bedenken.
«Beständigkeit»
heisst für Rösler allerdings auch, die einmal beschlossenen Reformen nicht
ständig wieder in Frage zu stellen, wie es bei der Speziellen Förderung
passiere: Seit dem Grundsatz-Ja im Jahr 2007 hätten nicht weniger als sechs
Vorstösse im Kantonsrat auch in der Lehrerschaft zu einer nie dagewesenen
Verunsicherung, ja zum Zerwürfnis geführt. «Manchmal sollte man nach A auch
einmal B sagen», meinte sie. Der LSO sei zurzeit daran, die Ergebnisse
regionaler Delegiertenkonferenzen zur Speziellen Förderung auszuwerten.
Gegen Hauruck bei Fremdsprachen
Zur
aktuellen Unsicherheit um den Fremdsprachenunterricht meinte Rösler, der LSO
habe die überzogenen Erwartungen an die Vorverlegung von zwei Fremdsprachen an
die Primarschule nie geteilt. Es gebe zwar gute Gründe, Englisch erst auf der
Oberstufe zu beginnen, doch sei ein «Abschiessen» von Englisch ab der 5. Klasse
nach nur zwei Jahren auch wieder ein Hauruck. Das Ziel formulierte Rösler aber
klar: «In der kleinen Deutschschweiz muss es möglich sein, in allen Kantonen
gleichzeitig mit der ersten Fremdsprache zu beginnen. Und zwar mit einer
Landessprache.»
Wenn
Schüler aus dem Aargau, der mit Englisch beginnt, in den Kanton Solothurn
zögen, so benötigten sie Unterstützung in Französisch, und ihr Englisch bleibe
liegen: «Diese Konzeptlosigkeit kommt uns alle teuer zu stehen.»
Deutliche
Seitenhiebe verteilte die LSO-Präsidentin an die Adresse der
Wirtschaftsverbände: Diese forderten von der Volksschule perfekte
Schulabgänger/-innen für die Berufsbildung, seien dann aber die Ersten, die den
kantonalen GAV und die Arbeitsbedingungen der Lehrerschaft aufs Korn nähmen.
Auf
verhaltene Reaktionen stiess das Referat von Prof. Markus Neuenschwander von
der Pädagogischen Hochschule FHNW in Solothurn über die Möglichkeiten der
Lehrerschaft gegenüber «sozial abweichendem Schülerverhalten». Dagmar Rösler
stellte trocken fest, alle vorgestellten Massnahmen seien in den Solothurner
Schulhäusern gang und gäbe.
Auf
ungeteilte Begeisterung stiess dafür der umwerfende Auftritt der jungen
Ostschweizer Slam-Poetin Lara Stoll: Das tausendköpfige Solothurner
Lehrerpublikum in der Oltner Stadthalle lachte Tränen.
Eine aufmerksame Leserin hat mich auf die folgende Textstelle hingewiesen:
AntwortenLöschen"Auf Nachfrage begründete Ankli gegenüber der «Nordwestschweiz» den zusätzlichen Zeitbedarf damit, dass der Erziehungsdirektorenkonferenz der Deutschschweiz im Oktober noch nicht der gesamte Lehrplan 21 in seiner definitiven Fassung zum Beschluss vorliegen werde – das umstrittenste Kapitel werde ihr erst im März 2015 unterbreitet. Damit brauche auch eine Umsetzung im Kanton mehr Zeit."
Wird da weiter Geheimniskrämerei betrieben? Welches ist dieses umstrittene Kapitel, das laut Ankli erst im März 2015 vorliegt?