13. August 2014

Thurgau schafft Primarfranzösisch ab

Im Kanton Thurgau wird Französisch nicht mehr in der Primar- sondern erst ab der Sekundarschule unterrichtet. Der Grosse Rat hat eine entsprechende Motion mit 71 zu 49 Stimmen gegen den Willen der Regierung gutgeheissen. Damit ist Thurgau neben Appenzell Innerrhoden und dem Aargau der dritte Deutschschweizer Kanton, der in der Primarschule kein Französisch anbietet. Weitere Initiativen zur Streichung einer Primarfremdsprache sind in Luzern, Graubünden und Nidwalden eingereicht worden, in St. Gallen und Baselland stehen Initiativen, die einen Austritt aus dem Harmos-Konkordat fordern.


Bald kein Primarfranz mehr im Thurgau, Bild: Reto Martin

Thurgau schafft Frühfranzösisch ab, St. Galler Tagblatt, 13.8.

Thurgauer Parlament gegen Frühfranzösisch, SRF Regional, 13.8.



Die Regierung hat nun den Auftrag, den obligatorischen Französischunterricht aus dem Lehrplan der Primarschule zu streichen. Bisher werden die Thurgauer Kinder nach dem Modell 3/5 unterrichtet, also mit Englisch ab der dritten und Französisch ab der fünften Klasse.

"Überfordert"
Für die Motion sprachen sich SVP, EDU und EVP, aber auch Teile der anderen Parteien aus. Klar gegen die Streichung von Frühfranzösisch war einzig die SP. Die Befürworter der Motion argumentierten, ein grosser Teil der Kinder sei mit zwei Fremdsprachen in der Primarschule überfordert. Dieser Standpunkt erhielt auch aus Lehrerkreisen Unterstützung.

Gegen die Motion wurde ins Feld geführt, die Verschiebung des Französischunterrichts auf die Sekundarstufe sei ein Affront gegenüber der Romandie. Ausserdem bemängelten Juristen, die Forderung der Motion verstosse gegen die Geschäftsordnung des Grossratsreglementes, weil sie in Kompetenzen der Regierung eingreife. Die Debatte dauerte zwei Stunden.

"Thurgau isoliert sich"
Erziehungsdirektorin Monika Knill (SVP) rief den Rat erfolglos zur Ablehnung der Motion auf. Das Sprachenmodell 3/5 der Erziehungsdirektoren-Konferenz (EDK) sei staatspolitisch wichtig. Durch ein Ausscheren isoliere sich der Kanton Thurgau. Zudem drohe eine Kontroverse wegen der formellen Mängel der Motion.

Als Alternative zur Streichung von Frühfranzösisch schlug die Thurgauer Regierung eine Dispensationsregelung für überforderte Primarschüler vor. Damit hätten die leistungsstarken Schulkinder weiterhin vom Französischunterricht ab der fünften Klasse profitiert, wie Knill sagte.

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