Problematische Beurteilungen durch Lehrer, Bild: Adrian Moser
Beurteilungen und Tests haben Vor- und Nachteile, Der Bund, 6.6. von Simon Gsteiger
Über ein
Drittel der Schüler, denen die Lehrer die Realschule nahelegen, können nach den
Kontrollprüfungen doch die Sekundarschule besuchen. Bernhard Pulver (Grüne) hat
das Resultat der erstmaligen Durchführung «in etwa so erwartet, wie es
herausgekommen ist.» Nur in vier Prozent aller Fälle konnten sich Lehrkräfte
und Eltern partout nicht einigen; dies waren die 326 Kinder, welche zur
Kontrollprüfung antrabten. Der Erziehungsdirektor war bei der Einführung der
Kontrollprüfungen federführend. «Wären es nun zehn Prozent, müssten wir uns
überlegen, was das für die Zukunft bedeutet.» Denn eines will Pulver auf keinen
Fall: «die Sek-Prüfungen wieder einführen».
Ein solches
Modell hatte 2011 die SVP in einem Vorstoss gefordert: «Lehrer wollen
Kontrollprüfungen statt Dauerstress!» Sechstklässler, welche in die Sek wollen,
sollten allesamt die Prüfung absolvieren. «Das haben wir damals schlecht
kommuniziert, deshalb haben wir die Motion dann auch zurückgezogen», sagt die
Motionärin Käthi Wälchli (SVP). Die jetzige Variante sei aber tauglich. «Das
Resultat hat mich trotzdem überrascht. Ich kann mir nicht erklären, warum die
Beurteilung und das Resultat derart auseinandergehen.» Vielleicht seien die
Prüfungen einfach zu leicht. «Das wird man beurteilen können, wenn man sieht,
wie sich diese Kinder in einem Jahr in der Sek schlagen.»
Prüfungen sind zu «sprachlastig»
«Beurteilungen
beruhen auf Wahrnehmungen und sind deshalb zwangsläufig auch subjektiv
gefärbt», sagt Grossrat Daniel Steiner-Brütsch (EVP). Mit dem Resultat habe er
gerechnet: «Es zeigt, dass Beurteilungsentscheide höchst anspruchsvoll und
fehleranfällig sind.» Die Kontrollprüfungen böten die Möglichkeit, Beurteilungsfehler
zu korrigieren und die Lehrpersonen zu entlasten. Auch er sieht aber
Anpassungsbedarf. Die Prüfungen seien zu sprachlastig, «Buben werden dabei
benachteiligt. Es wäre sinnvoll, wenn nebst Mathematik auch NMM, also
Natur-Mensch-Mitwelt, geprüft würde.»
Die
Vereinigung der Elternräte des Kantons Bern unterstützte Pulvers Vorschlag
zurückhaltend. Für Präsidentin Gabriela Heimgartner-Leu birgt das Instrument
auch Tücken. «Beurteilungen fallen nun einmal sehr unterschiedlich aus. Die
Prüfungen sind für alle dieselben – so können Ungleichheiten der
Lehrerbeurteilung neutralisiert werden.» Trotzdem: Die Kontrollprüfungen
zeigten eine Momentaufnahme, das werde den Kindern nicht gerecht. «Zudem wird
der Druck, der auf den Lehrern und Eltern lastet, auf die Kinder abgewälzt.»
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