Was erklärt am besten die Unterschiede im
wirtschaftlichen Wohlstand und im Wachstum? Die relative Ausstattung mit
Arbeitskräften und Kapital sowie deren Produktivität, antworteten traditionelle
Ökonomen. Wobei sich Produktivitätsunterschiede laut den einen mit
institutionellen Faktoren erklären lassen, während andere auf die Qualität der
Arbeitskräfte (das «Humankapital») verweisen.
Eric A. Hanushek aus Stanford und Ludger Woessmann aus München
haben dazu faszinierende Studien produziert. Sie sehen den alles entscheidenden
Faktor in der Qualität der Bildung. In sich über vier bis fünf Jahrzehnte
erstreckenden empirischen Ländervergleichen zeigen sie, dass wenig zählt, wie
viele Jahre Kinder und Jugendliche in der Schule verbringen. Kinder in
Lateinamerika sitzen länger in der Schule als jene in Asien, dennoch sind die
asiatischen Länder viel schneller gewachsen. Was zählt, ist, dass die
asiatischen Jugendlichen sich deutlich bessere Fähigkeiten im Lesen und
Schreiben und in naturwissenschaftlichen Fächern aneignen. Die in international
vergleichbaren Tests gemessenen durchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten am
Ende der obligatorischen Schuljahre sind das, was zählt.
Quelle: NZZ, 12.6. von Peter A. Fischer
Dabei zeigt sich auch, dass ein Staat
künftig nicht unbedingt schneller wächst, wenn er mehr Mittel in sein
Bildungswesen steckt. Hingegen erhöhen eine freie Schulwahl und Wettbewerb
zwischen öffentlichen und privaten Schulen sowie zentralisierte Examen für den
Universitätseintritt das Leistungsniveau und damit das künftige
Wirtschaftswachstum signifikant. Auch lernen Kinder in Schulen, die über die
Entlöhnung ihrer Lehrer selber bestimmen können, überdurchschnittlich schnell
und viel. Und schliesslich weisen die Ökonomen nach, dass der Wachstumseffekt
von kognitiven Fähigkeiten in offenen Volkswirtschaften besonders gross ist. Da
fragt es sich nur, wieso Bildungspolitiker auch in der Schweiz oft derart Mühe
bekunden, sich mit solch leistungsorientierten Sichtweisen anzufreunden.
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