30. Mai 2014

Zum Tod von Hans Wymann

Die Bildungslandschaft des Kantons Zürich hat seit der Gründung der Volksschule und der ersten Lehrerbildungsanstalten immer wieder von Persönlichkeiten gelebt, die eigenständig zu denken wussten und sich ein Leben lang mit Engagement für ihre Ideen engagierten. Zu diesen Persönlichkeiten ist zweifellos Hans Wymann zu zählen, der ehemalige Direktor des Pestalozzianums und erste Leiter des Real- und Oberschullehrerseminars.
Unzählige pädagogische und schulpolitische Initiativen gingen von Wymann aus. Man werde vielleicht einmal von der Wymannschen Ära im Zürcher Volksschulwesen sprechen, wenn man auf die Jahrzehnte seines Wirkens zurückblicke, hiess es 1988 anlässlich seines Rücktritts als Direktor des Pestalozzianums in der NZZ. Seinen 70. Geburtstag hatte er damals bereits hinter sich. Zu Beginn seiner Karriere führte der junge Sekundarlehrer die Geschäfte des Stadtzürcher Schulamts, als ihm 1954 die Leitung des Pestalozzianums anvertraut wurde. Er machte daraus ein pädagogisches Dienstleistungszentrum, das die Entwicklung des Schulwesens nicht nur mitmachte, sondern auch mitprägte. Davon zeugt die Einrichtung der ersten pädagogischen Arbeitsstelle der Deutschschweiz, einer Fachstelle für Medienpädagogik und einer Beratungsstelle für Lehrer mit beruflichen oder persönlichen Schwierigkeiten.
Intensiv beschäftigte sich Wymann mit der Neugestaltung der Oberstufe. An Pestalozzis «Kopf, Herz und Hand» orientierte sich die daraus gewachsene Realschule, die praxisnah zur Berufslehre führen sollte. Im Auftrag der Erziehungsdirektion baute er das Real- und Oberschullehrerseminar auf und leitete es als Direktor ab 1963 zwei Jahrzehnte lang. Zu seinen Ideen gehörte das Sozial- und Betriebspraktikum für angehende Oberstufenlehrer.

Wymann nahm sich stets die Freiheit, sich über schulische Fragen ein eigenes Urteil zu bilden. Bei aller Loyalität war er eine gelegentlich unbequeme Stimme. Davon zeugen viele Schriften, auch noch aus jüngerer Zeit. Als er nach der Annahme des Volksschulgesetzes 2005 seine ablehnende Haltung darlegte, nannte er als Begründung, es gelte das Geschehen an der Volksschule kritisch zu verfolgen und Politiker unentwegt zur Rechenschaft zu ziehen. Hans Wymann ist am 20. Mai in seinem 97. Lebensjahr verstorben.
Walter Bernet in NZZ, 30.5.

1 Kommentar:

  1. Dr. h.c. H. Wymann, ehem. Leiter des Pestalozzianums Zürich, Dez. 2001:
    Soll in der zürcherischen Volksschule ein neuer Geist Einzug halten – der Geist des New Public Management?
    Regierungsrat E. Buschor versprach wenige Monate nach seinem Wechsel von der Gesundheitsdirek-tion zur Bildungsdirektion «das zürcherische Schulsystem vom hohen pädagogischen Ross herun-terzuholen und zu einem Dienstleistungsunternehmen umzuformen.» Dies betrifft selbstver-ständlich auch die Volksschule, die Basis des Systems. Ausgerechnet für diese ist die Pädagogik von zentraler Bedeutung, da sie alle Bestrebungen zur Erziehung und Bildung der Kinder und Jugendli-chen einschliesst.... weiter >>> www.schulforum.ch/html/NPM.doc

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