"Organisation der Schule würde noch komplizierter", Bild: Manuela Jans
Eltern können Primarschüler nicht aus Französischunterricht nehmen, Neue Luzerner Zeitung, 27.5.
Das Parlament hiess ein als Motion eingereichtes Postulat mit 64
zu 43 Stimmen gut. Priska Wismer (CVP) hatte in der Motion ursprünglich
gefordert, dass Eltern ihre Primarschüler vom Französischunterricht sollten
dispensieren können, sie gab sich aber mit der weniger weitgehenden Lösung in
Postulatsform zufrieden.
Seit dem Schuljahr 2007/08 lernen die Luzerner Kinder ab der 3.
Klasse Englisch und ab der 5. Klasse Französisch. Sie wolle eine schnelle,
pragmatische und unbürokratische Entlastung von Schülern, die mit zwei Fremdsprachen
überfordert seien, sagte Wismer.
Für die Forderung nach einer Dispensation durch die Eltern
erhielt Wismer kaum Unterstützung. Es sei richtig, dass es heute nur in wenigen
Einzelfällen Dispensationen gebe. Jacqueline Mennel (SP) sagte, die Lernziele
könnten bereits heute reduziert werden, wenn Kinder Probleme hätten.
Befürchtet wurde im Rat, dass Kinder durch eine vorschnelle
Dispensation später Nachteile haben könnten. Auch die Kompetenz der Eltern
wurde angezweifelt. Weitere Redner wiesen darauf hin, dass die Organisation der
Schule noch komplizierter würde, denn auch die dispensierten Kinder müssten
betreut werden.
Willi Knecht (SVP) werte Wismers Vorstoss als
"Hilfeschrei". Er schaffe aber mehr Probleme, als er löse. Für Knecht
besteht die Lösung darin, dass die Primarschüler nur noch eine statt zwei
Fremdsprachen lernen müssten - wie dies auch eine hängige Volksinitiative
verlange.
Priska Galliker (CVP) glaubte, dass mit einem Ja zu einer
Dispensationsmöglichkeit durch die Eltern das Französische zum Freifach werde.
Noch dramatischer sah es Monique Frey (Grüne), die befürchtete, dass das
Französisch geopfert werde - mit fatalen Folgen für die Willensnation Schweiz.
Bildungsdirektor Reto Wyss wies darauf hin, dass es zu früh sei,
eine Bilanz zu zwei Fremdsprachen an der Primarschule zu ziehen. Die ersten
Schüler würden erst diesen Sommer aus der Schule kommen. Wyss warnte vor
Schnellschüssen und kantonalen Lösungen.
Wyss beantragte, die Motion in ein Postulat abzuschwächen. Er
möchte in begründeten Einzelfällen eine adäquate Lösung ermöglichen, erklärte
er, und prüfen, ob eine Dispensation oder Lernzielanpassung schneller erfolgen
könne.
Die Motionärin und das Parlament folgten schliesslich der Lösung
des Regierungsrates und überwiesen den Vorstoss als Postulat.
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