19. Februar 2014

Ein Wasserkopf tränkt sich

Die Zahlen aus Basel-Stadt zeigen exemplarisch auf, wie selbstverständlich die Bildungsverwaltung wächst und wächst und wächst. Da kann der Erziehungsdirektor noch so abwiegeln und sagen, die Beträge seien alle vom Parlament beschlossen worden. Die entscheidende Frage ist doch, ob die Kosten- und Personalexplosion auf den Ämtern den einzelnen Schülern etwas nützt oder nicht. Hier herrscht grosser Erklärungsbedarf. Daniel Wahl kommentiert die Geschehnisse in Basel.
Quelle: Basler Zeitung, 19.2. 


Endlich haben wir es schwarz auf weiss – was Regierungsrat Chris­toph Eymann stets bestritten hat: In seinem Erziehungsdepartement laufen die Kosten aus dem Ruder und der Stellenetat explodiert, während die Basler Schülerzahlen in den vergangenen Jahren rückläufig waren.

Konkret sieht es so aus: Im Jahr 2004 war die Zentrale Verwaltung des Erziehungsdepartements mit 152 Vollzeitstellen besetzt. Im Jahr 2012 schwoll der Wasserkopf auf 206 Stellen an. Das ist ein Plus von sagenhaften 35 Prozent.
Dieser Zuwachs habe stattgefunden, weil die Schulleiter (ehemalige Lehrer, mit Leitungsaufgaben betraut) neu zur Verwaltung gezählt würden, sagt Christoph Eymann. Aber das ist eine billige Ausrede, mit der der Erziehungsdirektor seinen Kritikern Sand in die Augen streut. Denn im gleichen Zeitraum ersetzte der Erziehungsdirektor Eymann nicht nur die «fehlenden Schulleiter» an den Schulen mit neuen Lehrern, er schuf auch dort zusätzlich 100 neue Lehrer­stellen. Bei genauem Hinschauen entpuppt sich: Der ganze staatliche Erziehungsapparat betreibt Stellenwucher.
Einer der Gründe – der SP-Grossrat Daniel Goepfert hatte es erahnt – liegt im neuen und von Eymann
favorisierten System der «integrativen Schule». Ein Heer von Heilpäda-
gogen und Logopäden nistet sich an den einzelnen Schulstandorten ein. Nun sorgen die Sonderpädagogen für den Erhalt ihres Arbeitsplatzes, indem sie die Kinder selber evaluieren dürfen und darin von den Lehrerinnen und Lehrern dankbar unterstützt werden, denn diese werden vom Sonderpädagogen-Heer entlastet.
Damit erklärt sich auch eine weitere bedenkliche Zahl: Die Nettokosten unserer Schüler sind im Zeitraum 2004 bis 2012 von jährlich 19091 Franken auf 23447 Franken angestiegen. Bei gleichbleibendem Lehrerlohn notabene und vernachlässigten Infrastrukturkosten.
Es sind die Grünliberalen mit David Wüest-Rudin, die immer ein Auge auf die Kosten werfen. Der Grosse Rat beschloss auf Wüest-Rudins Antrag im Jahr 2012, das Budget der Schulen um 400000 Franken zu kürzen. Es hätte dem Basler Erziehungsdirektor ein Wink mit dem Zaunpfahl sein können. Doch Eymann lässt jegliche Kritik an sich abprallen. Mit dem Argument, Bildung dürfte uns etwas kosten, werden jährlich Millionen ins Erziehungssystem gepumpt, ohne dass deren Nutzen evaluiert, geschweige den sichtbar wird. Daniel Goepfert, der Eymann auffordern musste, endlich mit den Zahlen herauszurücken, darf sich jetzt bestätigt fühlen: Ein Wasserkopf tränkt sich selbst.

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