Eigenständiges Lernen ist gefragt, Bild: Gaetan Bally
So bringen Eltern ihr Kind in höhere Schulen, Tages Anzeiger, 23.12. von Ev Manz
Bereits läuft die Anmeldefrist für die Gymnasien, am 10. März 2014 ist Prüfungstag. Da fragen sich viele Eltern: Wie schaffe ich es, dass mein Kind eines Tages auch dort sitzt und Erfolg hat? Ausgerechnet im Zeitraum des Übertritts, also zwischen dem 11. und dem 13. Lebensjahr, sinkt nämlich bei vielen Kindern die Lernfreude spürbar.
Doch dagegen können Eltern etwas tun. Ihnen kommt in dieser Phase eine entscheidende Rolle zu. Mit ihrem Verhalten können sie das Selbstvertrauen der Kinder stärken und so indirekt auch ihre Leistung beeinflussen. Diese ist nämlich nicht einzig von Intelligenz und Fleiss abhängig, sondern ebenso stark vom Selbstvertrauen.
Kinder, die mehr an sich glauben und in ihrem Lernen einen Nutzen erkennen, lernen lieber und freuen sich gar auf eine Prüfung. Das belegt erstmals eine Studie der Pädagogischen Hochschule Zürich und der Universität Zürich, die sich mit dem Übertritt von der Primar- in die Sekundarstufe befasst hat. Die Forscher haben im Zusammenhang mit dem Übertritt bewusst die Familie ins Zentrum gestellt. Dies wurde im deutschsprachigen Raum bisher kaum untersucht.
Aus Sicht des Co-Studienleiters Alex Buff ist besonders interessant, dass sich ungefragte Hilfe negativ auf die Motivation der Kinder auswirkt. «Das würde man so im Alltag nicht erwarten, weil man Hilfeleistungen grundsätzlich als etwas Positives ansieht.» Stattdessen sollte man Kinder dazu anspornen, eigenständig Probleme zu lösen, und ihnen dafür auch die nötige Zeit geben. Folgende für Eltern nützliche Erkenntnisse gehen aus der Studie hervor:
Was kontraproduktiv wirkt
Bieten Eltern ihrem Kind ungefragt Hilfe an, kann sich das kontraproduktiv auswirken. Das Kind deutet die Hilfe nicht selten als Signal der Eltern, dass sie ihm zu wenig zutrauen. Wenn Eltern ihren Kindern bei Schwierigkeiten fertige Lösungen präsentieren, ist das nicht gut für deren Motivation. Sie sind zwar im Moment selber schneller am Ziel, doch bei der nächsten ähnlichen Schwierigkeit werden sie wieder anstehen.
Für Lilo Lätzsch, Sekundarlehrerin und Präsidentin des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, bestätigen die Ergebnisse der Studie ihre eigenen Erfahrungen: Die Eltern tragen einen grossen Teil zum Lernerfolg ihrer Kinder bei. «Wichtig ist, dass sie ernsthaftes Interesse an der Schule zeigen und daran Anteil nehmen.» Das heisse aber nicht, dass Eltern die Verantwortung für das Lernen ihrer Kinder übernähmen. Doch genau dieser Punkt ist auch für die erfahrene Lehrerin Lätzsch immer wieder eine Herausforderung. «Eltern, die ihr Kind jahrelang von sich aus Französischwörter abgefragt haben, dazu zu bewegen, das nur noch auf Aufforderung des Kindes zu tun, ist nicht einfach.»
Lätzsch arbeitet deshalb mit dem Wochenprogramm, womit die Schüler im eigenständigen Lernen gefördert werden. Unterstützen heisst für Lätzsch aber auch, dass Eltern ihrem Kind bei einem Vortrag zeigen, wie und wo es Material suchen kann. Das Schreiben des Vortrages sei aber klar Sache des Kindes.
Die Ausrede einiger Eltern, sie könnten ihre Kinder nicht mehr unterstützen, weil sie fachlich nicht mehr mithalten könnten, lässt Lilo Lätzsch nicht gelten. «Unterstützen kann auch, wer keine Ahnung von einer Materie hat.»
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