24. November 2013

Bildungsbürokraten müssen nachsitzen

Ein Kommentar von René Donzé zum Lehrplan 21
Die Aufgabe war in ihrer Anlage simpel: Mit dem ersten Lehrplan für alle 21 Deutschschweizer Kantone sollen die Ziele der obligatorischen Schulen so weit vereinheitlicht werden, dass Familien mit Kindern ohne Probleme zügeln können - auch über die Kantonsgrenzen hinweg. Die Lösung hingegen präsentiert sich hoch komplex: Im Lehrplan 21 werden Tausende Kompetenzen aufgelistet, welche die Kinder erwerben sollen. So müssen sie etwa am Ende der 6. Klasse «historische Quellentexte von geschichtlichen Darstellungen eigenständig unterscheiden» können. Welche Epochen bis dann behandelt sind, bleibt schwammig. Von Harmonisierung keine Spur. Von Klarheit ebenso wenig. Die Lehrplanmacher haben ein Werk geschaffen, das alle zu überfordern droht: Lehrer, Kinder und interessierte Eltern. Und sie haben erfolgreich eine Mess- und Vergleichbarkeit der Zielerreichung verunmöglicht. Zu lange wurde - etwa aus Angst vor reaktionärer Opposition gegen Sexualkunde - hinter verschlossenen Türen gearbeitet. Im Austausch mit der Basis hätten sie früh genug gemerkt, dass sie sich in abgehobenen Sphären bewegen. Nun müssen sie nachsitzen: Gefragt ist ein verständlicher, schlanker und praxistauglicher Lehrplan. 
Quelle: NZZaS, 24.11.

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