Ein Kommentar von René Donzé zum Lehrplan 21
Die Aufgabe war in ihrer Anlage
simpel: Mit dem ersten Lehrplan für alle 21 Deutschschweizer Kantone sollen die
Ziele der obligatorischen Schulen so weit vereinheitlicht werden, dass Familien
mit Kindern ohne Probleme zügeln können - auch über die Kantonsgrenzen hinweg.
Die Lösung hingegen präsentiert sich hoch komplex: Im Lehrplan 21 werden
Tausende Kompetenzen aufgelistet, welche die Kinder erwerben sollen. So müssen
sie etwa am Ende der 6. Klasse «historische Quellentexte von geschichtlichen
Darstellungen eigenständig unterscheiden» können. Welche Epochen bis dann
behandelt sind, bleibt schwammig. Von Harmonisierung keine Spur. Von Klarheit
ebenso wenig. Die Lehrplanmacher haben ein Werk geschaffen, das alle zu
überfordern droht: Lehrer, Kinder und interessierte Eltern. Und sie haben
erfolgreich eine Mess- und Vergleichbarkeit der Zielerreichung verunmöglicht.
Zu lange wurde - etwa aus Angst vor reaktionärer Opposition gegen Sexualkunde -
hinter verschlossenen Türen gearbeitet. Im Austausch mit der Basis hätten sie
früh genug gemerkt, dass sie sich in abgehobenen Sphären bewegen. Nun müssen
sie nachsitzen: Gefragt ist ein verständlicher, schlanker und praxistauglicher
Lehrplan.
Quelle: NZZaS, 24.11.
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