In Zukunft keine Klassen mit weniger als 15 Kindern, Bild: Keystone
Kommentar von Hans Fahrländer:
Der Schaden ist angerichtet
Die geplanten
Eingriffe seien so verträglich gestaltet, dass die Betroffenen sie kaum merken
würden, sagte, sinngemäss, Finanzdirektor Roland Brogli bei der Präsentation
der «Leistungsanalyse», mit welcher der Staatshaushalt im Lot gehalten werden
soll. Auch ein erfahrener Finanzdirektor kann sich täuschen. Zumindest was das
Sparen im Bildungsbereich angeht, haben die Betroffenen «es» gemerkt. Und sie
setzen sich vehement zur Wehr. Auf dem Tisch der Regierung liegen einstimmig
verabschiedete Resolutionen der Primar- und der Bezirkslehrerschaft auf
Rücknahme der Spareingriffe.
Kämpfen die
Lehrerverbände einfach um ihre Pfründe, wie es eine Gewerkschaft tun muss?
Nein. Es geht um mehr. Es geht zwar auch um die Arbeitsbedingungen der Lehrer.
Aber Primar-, Bezirks- und Mittelschullehrpersonen protestieren nicht primär in
ihrem eigenen Namen, sondern im Namen der ihnen anvertrauten Kinder und
Jugendlichen. (Übrigens: Wer Lehrer demotiviert, schadet ja auch den Kindern.)
Die Lehrer
aller Stufen konnten in den letzten Tagen glaubhaft machen, dass der
Bildungserfolg vor allem der Schwächsten bei Durchsetzung der Spareingriffe
beeinträchtigt wäre. Ein Kanton indessen, der an der Bildung der Schwächsten
spart, nimmt auch volkswirtschaftlichen Schaden in Kauf. Diese Langfrist-Rechnung
hat die Regierung offenbar nicht gemacht. Und sie hat es versäumt, die
Praktiker an der Front zu fragen, wo man noch ohne Schaden sparen könnte. Sie
hat gemeint, sie wisse das selber («Wer alle fragt, kommt nirgends hin!»). Nun
zeigt sich: Sie hat es nicht gewusst. Der Schaden ist angerichtet.
Am Rand des Scherbenhaufens zeigt sich übrigens noch ein pädagogischer
Kollateralschaden. Die Regierung sagt: «Wir können die Einschulungsklassen
abschaffen, denn wir haben ja jetzt die schulische Heilpädagogik.» Doch die
Ressourcenausstattung für diese individuellen Förderungen ist viel zu schwach.
Wird sie nicht drastisch erhöht, scheitert die gesamte integrative Schulung.
Aber das geht ja jetzt nicht. Man muss ja jetzt sparen. Quelle: Aargauer Zeitung, 26.9.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen