26. September 2013

Auch Primarlehrer protestieren

Wie vor Wochenfrist ihre Bezlehrer-Kollegen protestieren nun die Aargauer Primarlehrer gegen das Sparpaket des Kantons. Gespart werde auf dem Buckel der Schwächsten. So ist geplant, die Mindestzahl pro Klasse zu erhöhen, die Einschulungsklassen zu streichen und Deutschlektionen im Kindergarten abzubauen.


In Zukunft keine Klassen mit weniger als 15 Kindern, Bild: Keystone









Kommentar von Hans Fahrländer: Der Schaden ist angerichtet
Die geplanten Eingriffe seien so verträglich gestaltet, dass die Betroffenen sie kaum merken würden, sagte, sinngemäss, Finanzdirektor Roland Brogli bei der Präsentation der «Leistungsanalyse», mit welcher der Staatshaushalt im Lot gehalten werden soll. Auch ein erfahrener Finanzdirektor kann sich täuschen. Zumindest was das Sparen im Bildungsbereich angeht, haben die Betroffenen «es» gemerkt. Und sie setzen sich vehement zur Wehr. Auf dem Tisch der Regierung liegen einstimmig verabschiedete Resolutionen der Primar- und der Bezirkslehrerschaft auf Rücknahme der Spareingriffe.
Kämpfen die Lehrerverbände einfach um ihre Pfründe, wie es eine Gewerkschaft tun muss? Nein. Es geht um mehr. Es geht zwar auch um die Arbeitsbedingungen der Lehrer. Aber Primar-, Bezirks- und Mittelschullehrpersonen protestieren nicht primär in ihrem eigenen Namen, sondern im Namen der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen. (Übrigens: Wer Lehrer demotiviert, schadet ja auch den Kindern.)
Die Lehrer aller Stufen konnten in den letzten Tagen glaubhaft machen, dass der Bildungserfolg vor allem der Schwächsten bei Durchsetzung der Spareingriffe beeinträchtigt wäre. Ein Kanton indessen, der an der Bildung der Schwächsten spart, nimmt auch volkswirtschaftlichen Schaden in Kauf. Diese Langfrist-Rechnung hat die Regierung offenbar nicht gemacht. Und sie hat es versäumt, die Praktiker an der Front zu fragen, wo man noch ohne Schaden sparen könnte. Sie hat gemeint, sie wisse das selber («Wer alle fragt, kommt nirgends hin!»). Nun zeigt sich: Sie hat es nicht gewusst. Der Schaden ist angerichtet.
Am Rand des Scherbenhaufens zeigt sich übrigens noch ein pädagogischer Kollateralschaden. Die Regierung sagt: «Wir können die Einschulungsklassen abschaffen, denn wir haben ja jetzt die schulische Heilpädagogik.» Doch die Ressourcenausstattung für diese individuellen Förderungen ist viel zu schwach. Wird sie nicht drastisch erhöht, scheitert die gesamte integrative Schulung. Aber das geht ja jetzt nicht. Man muss ja jetzt sparen.
Quelle: Aargauer Zeitung, 26.9. 

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