Anfang September werden sich
Vertreter des Schweizer Lehrerverbands LCH und der Wirtschaft zu einem
Bildungstag in Bern treffen. Zu den Teilnehmern gehört unter anderem der
Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation, Mauro Dell'Ambrogio. Nun
hat LCH-Präsident Beat Zemp an die Teilnehmer ein Thesenpapier verschickt.
Darin fordert er eine Stärkung der Berufslehre. So sollen Lehrmeister
sanktioniert werden, die Lehrlinge von der Berufsmaturität abhalten. «Gewisse
Arbeitgeber wollen nicht, dass der Lehrling einen Tag pro Woche mehr in die
Berufsschule geht», sagt Zemp. «Ihnen muss die Lehrmeisterbewilligung entzogen
werden.»
Zudem sollen Betriebe, welche
keine Lehrlinge ausbilden, zur Kasse gebeten werden. Sie müssten einen Teil des
Aufwands der aktiven Lehrbetriebe abgelten. Ein solches Modell kennt der Kanton
Zürich seit zwei Jahren mit dem Berufsbildungsfonds. Unternehmen ohne Lehrlinge
bezahlen ein Promille der Lohnsumme. Daraus werden etwa überbetriebliche Kurse,
Ausbildungen von Berufsbildnern und Kosten für Lehrabschlussprüfungen
finanziert. Einer Ausdehnung des Zürcher Modells kann Hans-Ulrich Bigler,
Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, nichts abgewinnen. Er spricht von
einer «unnötigen Steuer»: «Schon heute ist das Angebot an Lehrstellen grösser
als die Nachfrage.» Gewisse Branchen suchten beinahe verzweifelt
Nachwuchskräfte, sagt Bigler.
Für Zemp ist dies eine Frage
der Qualität und nicht der Menge. So würden dort Ausbildungsplätze fehlen, wo
in Zukunft die meisten Fachkräfte gefragt seien: in informatischen, technischen
oder gesundheitlichen Berufen. Ob eine Lenkungsabgabe daran viel änderte, ist
indes offen: In Zürich lassen sich nach zwei Jahren noch keine Aussagen machen.
Das kantonale Berufsbildungsamt stellt zumindest eine kontinuierliche Zunahme
bei den Bewilligungen für Lehrbetriebe fest.
Der Lehrlingsmangel in gewissen
Branchen ist laut Zemp auch selbstverschuldet: «Wenn in einem Beruf keine
existenzsichernden Löhne bezahlt werden, ist er für die Jungen auch nicht
attraktiv», sagt er. Darum brauche es Mindestlöhne für alle oder
Gesamtarbeitsverträge für diese Berufe. Auch darüber dürfte am Bildungstag am
6. September heftig diskutiert werden.
Quelle: NZZaS, 18.8. von René Donzé
Der Oberlehrer Zemp sollte zuerst vor der eigenen Türe wischen. Wenn unser Schulsystem - wie im Kanton Zürich - nach 9 Schuljahren 20% nichtvermittlungsfähige Jugendliche entlässt oder Zeugnisse ausstellt, die der Realität nicht entsprechen, hat es die Hausaufgaben nicht gemacht. Deshalb kann man den Firmen keinen Vorwurf machen, wenn sie als gebrannte Kinder zögern, Lehrling à tout prix einzustellen. Oberlehrer Zemp sollte sich jetzt in erster Linie darum kümmern, dass der Lehrplan 21 nicht eingeführt wird, weil unser Schulsystem dann kaum mehr brauchbare Schulabgänger produzieren wird, weil sie dann zwar Kompetenzen, aber keine Schulbildung mehr haben.
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