18. August 2013

Zemp will Berufslehre stärken

Beat Zemp, Präsident von LCH, will die Berufslehre stärken. So will er eine Abgabe von Betrieben, die keine Lehrlinge ausbilden. Ausserdem sollen Lehrmeister sanktioniert werden, die ihre Lehrlinge vor der Berufsmaturität abhalten.
Anfang September werden sich Vertreter des Schweizer Lehrerverbands LCH und der Wirtschaft zu einem Bildungstag in Bern treffen. Zu den Teilnehmern gehört unter anderem der Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation, Mauro Dell'Ambrogio. Nun hat LCH-Präsident Beat Zemp an die Teilnehmer ein Thesenpapier verschickt. Darin fordert er eine Stärkung der Berufslehre. So sollen Lehrmeister sanktioniert werden, die Lehrlinge von der Berufsmaturität abhalten. «Gewisse Arbeitgeber wollen nicht, dass der Lehrling einen Tag pro Woche mehr in die Berufsschule geht», sagt Zemp. «Ihnen muss die Lehrmeisterbewilligung entzogen werden.»
Zudem sollen Betriebe, welche keine Lehrlinge ausbilden, zur Kasse gebeten werden. Sie müssten einen Teil des Aufwands der aktiven Lehrbetriebe abgelten. Ein solches Modell kennt der Kanton Zürich seit zwei Jahren mit dem Berufsbildungsfonds. Unternehmen ohne Lehrlinge bezahlen ein Promille der Lohnsumme. Daraus werden etwa überbetriebliche Kurse, Ausbildungen von Berufsbildnern und Kosten für Lehrabschlussprüfungen finanziert. Einer Ausdehnung des Zürcher Modells kann Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, nichts abgewinnen. Er spricht von einer «unnötigen Steuer»: «Schon heute ist das Angebot an Lehrstellen grösser als die Nachfrage.» Gewisse Branchen suchten beinahe verzweifelt Nachwuchskräfte, sagt Bigler.
Für Zemp ist dies eine Frage der Qualität und nicht der Menge. So würden dort Ausbildungsplätze fehlen, wo in Zukunft die meisten Fachkräfte gefragt seien: in informatischen, technischen oder gesundheitlichen Berufen. Ob eine Lenkungsabgabe daran viel änderte, ist indes offen: In Zürich lassen sich nach zwei Jahren noch keine Aussagen machen. Das kantonale Berufsbildungsamt stellt zumindest eine kontinuierliche Zunahme bei den Bewilligungen für Lehrbetriebe fest.
Der Lehrlingsmangel in gewissen Branchen ist laut Zemp auch selbstverschuldet: «Wenn in einem Beruf keine existenzsichernden Löhne bezahlt werden, ist er für die Jungen auch nicht attraktiv», sagt er. Darum brauche es Mindestlöhne für alle oder Gesamtarbeitsverträge für diese Berufe. Auch darüber dürfte am Bildungstag am 6. September heftig diskutiert werden.
Quelle: NZZaS, 18.8. von René Donzé


1 Kommentar:

  1. Der Oberlehrer Zemp sollte zuerst vor der eigenen Türe wischen. Wenn unser Schulsystem - wie im Kanton Zürich - nach 9 Schuljahren 20% nichtvermittlungsfähige Jugendliche entlässt oder Zeugnisse ausstellt, die der Realität nicht entsprechen, hat es die Hausaufgaben nicht gemacht. Deshalb kann man den Firmen keinen Vorwurf machen, wenn sie als gebrannte Kinder zögern, Lehrling à tout prix einzustellen. Oberlehrer Zemp sollte sich jetzt in erster Linie darum kümmern, dass der Lehrplan 21 nicht eingeführt wird, weil unser Schulsystem dann kaum mehr brauchbare Schulabgänger produzieren wird, weil sie dann zwar Kompetenzen, aber keine Schulbildung mehr haben.

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