Die
Forderung des schweizerischen Lehrerverbandes nach einer zwanzigprozentigen
Lohnerhöhung für Lehrpersonen zeigt nur eines: eine abgehobene Weltfremdheit.
Kernproblem ist, dass der Verband völlig an der Basis vorbei zu politisieren
scheint –, und nicht die Entschädigung. Diese sollte genügen, auch wenn der
Einsatz unbestrittenermassen gross ist. Kinder und Jugendliche bedeuten Leben
und Unruhe. Es ist eine anarchische Kleinwelt, in der das Chaos vorherrscht.
Das macht diesen Beruf auch faszinierend. Da geht es um Brachland, um junge
Menschen, die geformt und gebildet sein wollen, die sich danach sehnen, auf
eine Lehrperson zu treffen, die sie mit ihrer Begeisterung ansteckt und
mitreisst, die ihnen Leader ist und Vorbild.
Kinder
und Jugendliche haben gute Sensoren. Sie wollen keine Jammerlappen, die sich in
endlosen Forderungen verlieren, sie wollen Männer und Frauen, die sich nicht
fürchten, sie ernst zu nehmen, ihnen die Wahrheit zu sagen und die sich
getrauen, Fehler zu machen und einzugestehen. Sie wollen Vorbilder, die Grenzen
setzen und Grenzen sprengen können. Sie wollen keine Sozialromantiker, sondern
Personen, die sich nicht scheuen, auch mal unbequem und politisch unkorrekt zu
sein. Da kann es sogar durchaus sein, dass gestandene Realschüler weinen, weil
ihr Lehrer gekündigt hat. So geschehen bei Alain Pichard, der einstige Linke
aus Basel, der auch mal zu einem Schüler sagt: «Du bisch sone fuule Siech.»
Mittlerweile
ist Pichard für Grüne und SP zum roten Tuch geworden. Gleichzeitig verliert
jedoch die Bildungspolitik der alten Tage immer mehr an Daseinsberechtigung. So
etwa eine Politik, die Kindern der Chancengleichheit zuliebe zu einer
intellektuellen Laufbahn verhelfen soll, obwohl sie sich nicht dafür eignen.
Oder eine Politik, die Lehrern so wenig Rechte einräumt, dass sie nach einem
Vergehen eines Schülers einen monatelangen Instanzenweg auf sich nehmen müssen,
um Sanktionen aussprechen zu können.
Immer
häufiger schlägt das Herz von Lehrern für Bildungspolitiker aus dem
bürgerlichen Lager – wenn auch noch insgeheim. Viele von ihnen haben das
Gefühl, dass diese ihre täglichen Sorgen und Nöte besser verstehen.
Unseren
Kindern ist zu wünschen, dass vermehrt Leute mit Bodenhaftung die
Bildungspolitik bestimmen und Lehrer mit Begeisterung in den Schulstuben
sitzen. Und den Lehrern sei zu wünschen, dass sich die Bildungspolitiker für
ihre Arbeit an der Front mehr interessieren als für ihre eigene Wiederwahl oder
das Sammeln von Labels.
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