Um die Zahl der Zuweisungen an Sonderschulen zu
senken, hat Winterthur das Finanzierungsmodell geändert. Seit Januar erhalten
die städtischen Schulen die Kosten für eine externe Sonderschulung zurück, wenn
ein Kind in die Regelklasse integriert wird. Das Geld soll dann dazu verwendet
werden, um Lehrerinnen und Lehrer im Bereich der integrativen Förderung zu
unterstützen. Gleichzeitig kommt dem schulpsychologischen Dienst eine neue
Rolle zu. Damit auffällige Kinder nicht vorschnell zur Abklärung geschickt werden,
muss zuerst schulintern nach adäquaten Unterstützungsmassnahmen und Lösungen
gesucht werden.
Mit dem vorgenommenen Paradigmenwechsel überholt
Winterthur den Kanton, der das Problem im Bereich Sonderschulung ebenfalls
erkannt hat. Bereits am nächsten Montag befasst sich der Kantonsrat mit
verschiedenen Anpassungen des Volksschulgesetzes und weiteren Massnahmen,
welche die steigenden Fallzahlen und Kosten in der Sonderschulung senken
sollen. 3600 Kinder besuchten kantonsweit im Jahr 2010 eine externe
Sonderschule. Das entspricht laut einer Mitteilung der kantonsrätlichen
Kommission für Bildung und Kultur einer Zunahme von 61 Prozent innert 10
Jahren. Mittlerweile betragen die Kosten jährlich rund 300 Millionen Franken.
Von der beantragten Gesetzesrevision erhofft sich die Kommission eine Stärkung
der in der Volksschule integrierten Sonderschulung. Wie in Winterthur sollen
die finanziellen Mittel für die Unterstützung der Sonderschüler künftig direkt
den Schulgemeinden bezahlt werden, damit die Anreize für eine integrative
Betreuung steigen.
Weiter geplant ist im Kanton Zürich eine
eigentliche Versorgungsplanung. Sie erlaubt es künftig, einer
Sonderschuleinrichtung die Bewilligung zu verweigern, wenn sie für die
kantonale Versorgung nicht notwendig ist. Geplant ist weiter ein
Gemeinde-Monitoring sowie ein standardisiertes Abklärungsverfahren. Damit,
schreibt die Bildungskommission, solle der «besorgniserregenden und nur zum
Teil erklärbaren Zunahme» von Diagnosen geistiger Behinderung und
Verhaltensauffälligkeiten entgegengewirkt werden.
Quelle: NZZ, 22.2.von Christina Neuhaus
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