Einerseits weigern sich viele Jugendliche erwachsen zu werden. Das Leben muss Fun sein. Guggenbühl zeigt aber auch auf, wie die Gesellschaft mit dem Streben nach Selbstständigkeit umgeht. Anstatt die Jugend einzubinden, ihr echte Verantwortung zu übertragen, stellt man sie in einen Warteraum. Die Ausbildung wird immer länger und nimmt Züge einer Disziplinierung an. Während man früher auszog und auf die Lern- und Wanderjahre ging, bleibt man heute zu Hause und vertrödelt die Zeit mit Mutproben.
Auf die Schule bezogen stellt Guggenbühl die Frage, ob selbstgesteuertes Lernen nicht eine Illusion sei. Die heute vorhandenen Optionen in der Berufswahl, wie auch in der Lebensgestaltung, verwirren und führen zu einer Ohnmacht. Definitive Entscheide werden hinausgezögert, um möglichst lange alle Optionen offen zu halten. Der Übergang vom Kindergarten in die Primarschule beispielsweise wird als Bruchstelle empfunden, die man mit der Grundstufe entschärfen wolle. Guggenbühl jedoch fordert Gegenfiguren, die den Mut haben, auch unpopulär zu sein. An solchen Lehrern können sich Kinder und Jugendliche reiben, es entsteht eine Auseinandersetzung, die letztlich dem Kind hilft, sich zu finden. Das mühelose Treiben auf einem Ozean von Möglichkeiten bringt nichts als diffuse Beliebigkeit und Unsicherheit. Im Klartext also: Mehr Führung, weniger Auswahlsendungen, aber auch mehr echte Verantwortung und notwendige Rituale.
Fun, Party oder Buchhaltung, Benefizveranstaltung zugunsten traumatisierter Kinder und Jugendlicher in Georgien, Chur, 22.10. von Allan Guggenbühl, Bericht: Urs Kalberer
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