Wenn Deutschland etwas schon
seit längerem kennt, ist das kein Grund, die Sache auch bei uns einzuführen. Es
geht um die Meldung, dass in der Schweiz neu ein alle zwei Jahre
auszurichtender „Schulpreis“ lanciert wird. Innovative Schulen mit
aussergewöhnlichen Leistungen von der Frühförderung bis zum
Berufsbildungssektor sollen Preise erhalten, wobei 225'000 Franken zur
Verfügung stehen und der stolze Hauptpreis 80'000 Fr. beträgt.
Allerdings trifft das „neu“
nicht ganz zu; schon in den vergangenen Jahren wurden Preise ausgerichtet, nur
unter dem Namen der deutschen „Mercator“-Stiftung aus dem Umfeld von
Bertelsmann. Jetzt hat man einfach die Einrichtung umgetauft; „Schweizer
Schulpreis“ tönt besser, obwohl trotz einigen weiteren Sponsoren als
Hauptförderpartner nach wie vor Mercator fungiert.
Solche Schulpreise erachte
ich als völlig fehl am Platz. Es geht doch nicht an, dass irgendeine Stiftung
mit irgendeinem Gremium in kleinem, nicht demokratisch vom Volk bestimmten
Kreise nach ihrem Gusto beschliesst, was an unserer Volksschule besonders gut
sein soll und was nicht. Die Wahl einer preiswürdigen Schule ist genau so
unmöglich und kann genau so wenig gerecht und ausgewogen vorgenommen werden wie
wenn beispielsweise in einem Schulhaus die beste Lehrerin oder der beste Lehrer
gekürt und für seine Superleistung mit barem Geld belohnt werden müsste.
Was meist bei derartigen
Vorhaben herauskommt ist das Fördern von Show-Effekten, das heisst, wer sich
möglichst gut mit grossem Trara in Szene setzen kann, wird beachtet, gelobt und
prämiert, während andere, die tagtäglich mit ebenso viel Leistung und oft in
sehr schwierigen Verhältnissen zuverlässig und nachhaltig ihre Arbeit
verrichten, viel zu wenig Beachtung finden. Diese Preise, von denen ein paar
wenige Leute oder Schulen profitieren, sind eben gerade nicht dazu angebracht,
Klima und Effizienz im Schulsektor allgemein zu verbessern, obwohl sich das
Unterfangen „Förderprojekt“ nennt. Im Gegenteil, es wird nach der jeweiligen
Preisverleihung ein kleines Grüppchen lachender Empfänger geben und daneben
eine Unmenge Frustrierter, die sich als die Dummen vorkommen müssen und die
durch die Wahl der Superschulen bestimmt nicht zu noch höheren Leistungen angespornt
werden. Politiker und Erziehungsdirektorenkonferenz sollten diese unerwünschte
Preisverleiherei kurzerhand verbieten.
Hans-Peter Köhli
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