15. August 2012

Nachgefragt: Hans-Ulrich Bigler

Hans-Ulrich Bigler ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (sgv) und er nimmt Stellung zur Verwendung von Leistungstests wie Basic Check oder Multicheck. Damit klären Lehrbetriebe die Berufseignung von Bewerbern ab. Eine Studie kritisiert die Aussagekraft dieser Tests.

UK: Aus welchen Gründen verwenden Ihre Mitglieder die beiden Leistungstests Basic Check, respektive Multicheck?
HUB: Die Verwendung von Multi/Basiccheck geht einige Jahre zurück und ist auf die Einschätzung der Lehrmeister zurückzuführen, wonach die Zeugnisnoten zu wenig aussagekräftig waren. Problematisch war vor dem Hintergrund der hohen Nachfrage insbesondere der Quervergleich. Von Beginn weg war indessen klar, dass diese Tests bloss ein Kriterium unter mehreren ist. Ebenso wichtig sind persönliches Gespräch und Motivation der Kandidaten, Schnupperlehre, Referenzen etc.
UK: Wie zufrieden sind Ihre Mitglieder mit den Selektionstests? Haben Sie Rückmeldungen?
HUB: Die Zufriedenheit ist unterschiedlich, es gab und gibt Branchen, die mit Blick auf die Branchenanforderungen eigeene Tests entwickelt haben wie beispielsweise die Druckindustrie. Die Tests führen nie für sich alleine zu einem Entscheid hinsichtlich Lehrstellenvergabe.
UK: Sind Ihnen die Schwächen der Leistungstests bekannt? Wenn ja, was tun Sie dagegen?
HUB: Wir sind uns einerseits der Schwächen bewusst und stellen andererseits ebenso fest, dass in vielen Kantonen die Aussagekraft der Zeugnisse verbessert worden ist. Auch versprechen wir uns im Rahmen von Harmos - das vom sgv immer unterstützt wurde - eine weitere Verbesserung durch den Lehrplan 21 und die Definition beziehungsweise Einführung von Bildungsstandards. Liegen diese Elemente einmal definitiv vor, werden wir darauf hinarbeiten, dass auf weitere Tests in den Betrieben verzichtet wird. Dies umso mehr als wir zusammen mit der EDK ein Projekt "Anforderungsprofile" lanciert haben. Damit soll in der achten Schulklasse für die Schüler im Rahmen des Berufsinformationsprozesses eine Standortbestimmung möglich werden, der den Lehrstellenentscheid der Jugendlichen qualitativ unterstützt und in der neunten Klasse hilft, bestehende Lücken im Hinblick auf den gewählten Lehrberuf zu reduzieren.

Hans-Ulrich Bigler: Tests sind nur ein Kriterium unter vielen. Bild: sgv

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