29. Juli 2012

Nachgefragt: Rudolf Künzli

Rudolf Künzli, ehemaliger Rektor der PHNW und Lehrplanforscher, kritisiert die neuen Richtlinien für Quereinsteiger der EDK. Konkret findet er, die Führungskompetenz der Lehrer werde höher gewichtet als deren fachliche Kompetenz. Ausserdem werde durch diese Richtlinien die Tertiarisierung der Lehrerbildung desavouiert und verschiedene Berufe würden ungleich behandelt. Schliesslich sei die Quereinsteigerausbildung nicht mit der nötigen langfristigen Perspektive eingeführt worden.
Rudolf Künzli (RK) nimmt hier kurz Stellung zu meinen Fragen (UK).


UK: Haben Sie Reaktionen auf Ihren Beitrag erhalten? 
RK: Ich habe intern eine Reihe von positiven Rückmeldungen erhalten.
UK: Muss man pensioniert sein, um sich kritisch zur Schweizer Bildungspolitik zu äussern?
RK: Nein, man muss nicht pensioniert sein, freilich die Lehrerbildung ist ein besonders überwachtes Gebiet. Amtliche Loyalität wird gross geschrieben und der Primat der Politik gehört gleichsam zum Amt in bildungspolitisch vermintem Gelände. Cohep (Konferenz der Rektoren der PH) und LCH bleiben deshalb sprachlos.
UK: Die PH der Schweiz konnten dieses Frühjahr Rekord-Anmeldezahlen melden. Braucht es überhaupt eine Quereinsteiger-Ausbildung?
RK: Ich meine nicht.
UK: Wie sehen Sie die Zukunft der Lehrerausbildung? Wird Lehrer zu einem Job für Versager?
RK: Nein, das denke ich nicht. Aber die mangelnde Konsistenz und Kontinuität der Lehrerbildungspolitik ist zweifellos eine Hypothek. In den letzten 15 Jahren hat die EDK ihr Beschlüsse in der Sache mindestens 5x wieder geändert und revidiert. Das ist keine vorausschauende Politik. Ich interpretiere dies als Ausdruck a) eines nicht hinreichend geklärten Lehrerbildes und b) hochschulpolitischer Interessen- und Machtkämpfe.
Weitere Beiträge von Rudolf Künzli auf www.lehrplanforschung.ch

Quereinsteigerausbildung in der Kritik, Bild: PHZ

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