31. Dezember 2011

2011: Administration verliert Rückhalt

 
Bild: starflash.de

Das wegweisende Ereignis 2011 aus bildungspolitischer Sicht? Eine kleine, hochmotiverte Truppe gewann in Zürich die Mundart-Initiative. Gegen eine Übermacht von Parteien, Verbänden und Medien. Dies war der wegweisende Fingerzeig für eine Entwicklung, die sich seit dem Monat Mai schweizweit durchsetzen sollte: Die Bildungsadministration mit ihrem seit Jahren aufgeblasenen Verwaltungsapparat verliert ihre Glaubwürdigkeit. Das zeigt sich exemplarisch an drei Beispielen: Lehrmittel, Sparpläne und Lehrplan 21.
In Bern und Zürich wurde massive Kritik laut an den verordneten Lehrmitteln für den frühen Fremdsprachenunterricht. In Zürich setzte der Bildungsrat den seit Jahren anhaltenden Ergänzungen, Verbesserungen und Weiterbildungen ein Ende. Die Lehrmittelserien der Primar- und Sekundarstufe werden gestoppt. Dahinter verbirgt sich mehr als nur Unmut gegenüber unbrauchbaren Materialien. Die entworfenen Lehrmittel setzen ja bloss konsequent die von allen Instanzen propagierte Idee eines CLIL-Ansatzes um, der in dieser  schweizerischen Ausführung das Fremdsprachenlernen effektiv behindert. Dieser orthodoxe Glaube an ein Mini-CLIL ist nun von der Realität eingeholt worden. Nach der Mundart-Initiative bekommt die Zürcher Administration und die PHZH wieder eins auf den Deckel!  
20% der Jungen verlassen unsere Schulen ohne überlebensnotwendige sprachliche Kompetenzen. Die EDK im Verbund mit ihren Duzfreunden vom LCH bejubeln die PISA-Resultate trotzdem. In einem leistungsgeprägten Klima ist klar, dass Versager nicht noch mehr Geld bekommen. Besonders schwer haben es Luxuslösungen. Beispielsweise die Vorbereitungsschule für das KV für schulisch Schwache in Baselland. Aber neu ist, dass der Rotstift auch mal oben - bei der Verwaltung - angesetzt wird. Und so kommt es dann, dass Zürich 10% der Stellen in der Administration abbauen muss
Der Lehrplan 21, das Prestigeprojekt der Bildungsverwaltung, steht auf sehr wackeligen Beinen. Erinnern wir uns bloss an den Aufruhr bei einem vergleichsweise harmlosen Thema wie der Sexualkunde. Die Aufregung lässt sich nur dadurch erklären, dass man den Bildungsämtern schlicht nicht mehr traut. Finanzkompetenz ab 1. Primar und die relative Schwächung der MINT-Fächer dürften weitere Stolpersteine sein. Der geplante Umbau auf kompetenzorientiertes Unterrichten und Überprüfen ist bis jetzt warme Luft geblieben. Auch hier haben die EDK und ihre Adlaten in den Kantonen viel zu verlieren.
Im Aufwachen der Bevölkerung gegen die überhebliche Bevormundung sehe ich kein schlechtes Signal. Im abgeschotteten Umfeld unserer kantonal zerstückelten und medial verhätschelten Bildungsämter tut eines not: Selbstbewusste Lehrkräfte, die ihr Wissen und Können in die Bildungsdiskussion einbringen. Dazu dient auch mein Blog. Vielen Dank für das Vertrauen und die Treue liebe Leserin, lieber Leser. Ich wünsche allen einen beschaulichen Jahresschluss und viel Erfolg und Zufriedenheit im neuen Jahr.

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