23. Juli 2011

Im Gespräch: Abtretender Anton Strittmatter spricht Klartext

Der zurücktretende Chef der Pädagogischen Arbeitsgruppe LCH, Anton Strittmatter, gibt der Zeitschrift "Bildung Schweiz" zu seinem Abschied ein Interview. Darin nimmt der Chefstratege des LCH kein Blatt vor den Mund. Hier eine Auswahl seiner Antworten:

  • Die Ansprüche sind massiv gestiegen; dies gilt sowohl für die Lernziele und Lerninhalte als auch für die erzieherischen Aufgaben.
  • Wir können es uns heute nicht mehr leisten, so viele Nichtkönner zu produzieren, wie das früher der Fall war.
  • Es war vor 40 Jahren einfacher. Es war einfacher, weil man auf die Gratisleistungen des Elternhauses, der Kirche etc. zählen konnte. Heute bewegt sich die Lehrperson wie in einer Tellernummer im Zirkus, wo sie ständig schauen muss, dass nichts zu Boden fällt und zerbricht.
  • In diesem Zusammenhang habe ich Schulen auch immer wieder ermuntert, eine Kultur der Selbstevaluation zu pflegen... Gleichzeitig bekämpfte ich die heutige Form der externen Schulevaluation, die ich als Entmündigung der Lehrerschaft erachte.
  • Ein Beispiel ist der mangelnde Wille zu einem schlanken, kohärenten Lehrplan. Die Gefahr besteht auch bei der Ausarbeitung des Lehrplan 21, wenn die Fachdidaktiker wieder viel zu viel reinpacken wollen.
  • Ein zweites Thema ist die Professionalisierung der Ausbildung der Lehrpersonen; diese ist ungenügend gelungen. An den PH herrscht nach wie vor ein skandalöser bunter Jahrmarkt der Konzepte. Es gibt kein einziges Lehr-Modell, kein Kernkurrikulum, kein Standardwerk, das als allgemein verbindlich gilt.
  • Enttäuscht bin ich auch von der Entwicklung der Schuleingangsstufe. Im Moment wird dort gerade das Begräbnis der Idee der Basisstufe vorbereitet.
  • Mehrere Untersuchungen zeigen jedoch, dass junge Leute mit Forscherdrang eher andere Studienfächer wählen, und sogar, dass unter PH-Studierenden antiwissenschaftliche Reflexe verbreitet sind.
Das vollständige Gespräch "Der letzte, der sich noch ungestraft Frechheiten erlauben durfte" (Bildung Schweiz 7/8, 2011)

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