Die fragwürdigen Entscheide rund um den Eintritt an ein Bündner Gymnasium nehmen kein Ende (siehe frühere Posts). Nun ist neu Italienisch zum Prüfungsfach erhoben worden. Interessant dabei ist die Begründung, welche in der "Südostschweiz" (Denise Alig) vom 24.6. genannt wird: "Ein Grund für die Neuerung ist, dass die deutschsprachigen Schülerinnen und Schüler, die im Jahr 2012 die sechste Klasse besuchen, seit der dritten Klasse durchgängig auch in Italienisch geschult wurden". - Genau dies trifft jedoch nicht zu. Italienisch wurde erst seit dem Schuljahr 2009/10 ab der 3. Primarklasse eingeführt.
Ebenfalls sonderbar ist, wie Italienisch "geprüft" wird. Als Prüfungsnote wird die Zeugnisnote des ersten Semesters verwendet. Dies hat nun problematische Konsequenzen.
1. Die Note in Italienisch wird mit der Deutschnote zu einer Sprachnote verrechnet. Damit wird die Bedeutung der Deutschprüfung dramatisch reduziert auf 1/6 der gesamten Prüfungsnote.
2. Der Druck auf die Primarlehrerinnen steigt weiter: Geben diese nämlich hohe Noten, wird der Eintritt an ein Gymnasium bedeutend einfacher - welche Kompetenzen sich hinter diesen Noten verbergen, interessiert niemanden. Konflikte mit Eltern sind so vorprogrammiert.
Ein Drittel der Prüfungsnote besteht aus der sogenannten Übertrittsnote - einem Zusammenzug der Noten aus der Primarschule. Um Konflikten aus dem Weg zu gehen, verteilt man möglichst hohe Noten. Wer kritisch und streng bewertet, macht sich nur Feinde.
Englisch ist die einzige Fremdsprache in Graubünden, welche von allen Schülern gelernt wird. Weshalb diese nicht auch für den Übertritt ans Gymnasium geprüft wird, ist aus dem Bericht der "Südostschweiz" nicht zu erfahren.
Die Aufnahmeprüfung ans Gymnasium wird weiter für Gesprächsstoff sorgen. Der Einfluss der Eltern auf die Entscheide der Lehrer wird zunehmen - die Objektivität der Notengebung wird abnehmen.
Informationen zu den Neuerungen vom Amt für Mittelschulen
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