28. Juni 2017

Neuer Präsident ZLV

Lilo Lätzsch ist seit vielen Jahren die starke Stimme der Zürcher Lehrerinnen und Lehrer. Am Mittwoch wird ihr Nachfolger Christian Hugi an die Spitze des Berufsverbandes gewählt. Wer ist der neue Präsident?
Christian Hugi wird Nachfolger von Lilo Lätzsch
Auf Lilo Lätzsch folgt Christian Hugi: "Das ist ein grosser Schritt für mich", Limmattaler Zeitung, 28.6. von Heinz Zürcher

Die Wahl ist eine Formsache. Am Mittwoch werden die Delegierten des ZLV, des Verbandes der Zürcher Lehrerinnen und Lehrer, Christian Hugi zu ihrem neuen Präsidenten benennen. Er wird damit Nachfolger der charismatischen Lilo Lätzsch, die sich seit 17 Jahren für die Lehrerinnen und Lehrer im Kanton Zürich stark gemacht hat. Seit 2000 ist sie in der ZLV-Geschäftsleitung, seit 2006 präsidiert sie den 4000 Mitglieder grossen Verband.

Nun also Christian Hugi, seit 2014 in der Geschäftsleitung und Präsident der Pädagogischen Kommission ist. Über ihn sagt Lilo Lätzsch, dass er keine Kopie von ihr sei – «kein ctrl C ctrl V». Im Gegenteil: «Christian Hugi ist ruhiger als ich – und das ist gut so. Mir sind Leute suspekt, die nur eine Lösung sehen und denken, sie hätten den Zauberstab für alle Probleme», sagt Lätzsch. «Christian Hugi ist nicht so. Er ist sehr reflektiert, geht pragmatisch vor und bietet manchmal auch mehrere Lösungen an.»
Hugi habe sich akribisch in die Schulthemen eingearbeitet und dabei nie den Blick über das Ganze verloren. Intern sei seit langem klar, dass er das Präsidium übernehmen werde, sagt Lätzsch, die seit 1978 als Seklehrerin in der Stadt Zürich unterrichtet. «So hatte er Zeit, sich auf die neue Aufgabe vorzubereiten.» Hugi selbst sagt, dass er nicht auf diesen Posten hingearbeitet habe. Ein wenig abgezeichnet hatte es sich allerdings schon.

Einst in der Marktforschung
Die Arbeit im Klassenzimmer hat Hugi nie gereicht. Das zeigte sich bereits während des Lehrerseminars in Bern. Nebenbei jobbte er für eine Marktforschungsfirma, reiste für Umfragen durch die Deutschschweiz und Romandie. Aus dem Nebenjob wurde mehr. Er etablierte eine Qualitätsüberprüfung und erhöhte sein Pensum auf beinahe 100 Prozent. Dennoch entschied er sich letztlich gegen die Wirtschaft und für den Lehrerberuf. «Das Herzblut», begründet der 38-Jährige die Wahl.

2003 zog es ihn nach Zürich. Er übernahm Stellvertretungen auf allen Schulstufen – ausser im Kindergarten. 2008 dann die erste eigene Klasse im Schulhaus Buchwiesen in Seebach, wo er bald auch das Pädagogische Team leitete. 2013, nach seinem Wechsel an die Schule am Wasser in Zürich-Höngg, wirkte er gleichzeitig als Praktikumslehrer am Institut Unterstrass. An selber Stelle bildete er sich weiter, unter anderem zum Thema Heterogenität in den Schulen.

Das Engagement im Verband der Zürcher Lehrerinnen und Lehrer hatte ihm eine Schulleiterin schmackhaft gemacht. «Für mich war immer klar, dass ich mich für unseren Beruf einsetzen will», sagt Hugi. «Der Solidaritätsgedanke ist mir wichtig: hinzustehen und für bessere Bedingungen in unserer Branche zu kämpfen.»
Christian Hugi ist nicht verheiratet, hat keine Kinder und wohnt ganz in der Nähe der Geschäftsstelle des Verbands. Es sei aber nicht so, dass er nur für die Schule lebe. In seiner Freizeit geht er mit seinem Hund spazieren, spielt turniermässig Badminton.

Ein anspruchsvoller Posten
Den Sprung ins Präsidium werde er nicht unterschätzen, sagt Hugi. «Das ist schon ein grosser Schritt für mich. Ich bin jetzt der, der in der Öffentlichkeit hinstehen, Verantwortung übernehmen und sich politisch äussern muss.» Er sei jedoch überzeugt, dass er das mit der Geschäftsleitung im Rücken schaffen werde.

Ein wichtiges Thema, das ihn beschäftigen werde, sei der neue Berufsauftrag, der erstmals die Tätigkeitsbereiche der Lehrpersonen konkretisiert und quantifiziert. Hier glaubt Hugi, noch bessere Bedingungen für die Lehrerschaft erwirken zu können. Als grosse Aufgabe sieht er auch die Integration von Schülerinnen und Schülern mit anspruchsvollem Verhalten. Und nicht zuletzt wolle er die Solidarität innerhalb seiner Berufsgruppe stärken. Nicht einmal die Hälfte aller Lehrpersonen sind Mitglied des Verbands.

Lilo Lätzsch traut Hugi diese Aufgaben zu. «Da sehe ich kein Problem. Seine grösste Herausforderung wird sein, sein eigenes Netzwerk aufzubauen, das wird Zeit brauchen», sagt Lätzsch, die für die FDP politisiert und im Stiftungsrat der BVK sitzt. Hugi stimmt ihr zu. «Ohne Partei ist das noch ein wenig schwieriger.»

Dani Kachel, der im Berufsverband SekZH die Sekundarlehrerinnen und -lehrer vertritt, sieht noch eine weitere Herausforderung. «Es ist nicht einfach, einen grossen Verband wie den der Zürcher Lehrerinnen und Lehrer zu führen.» Und er müsse sich in einem breiten Themenspektrum auskennen – auch die Sekundarschule betreffend. Dass Hugi im Gegensatz zu Lätzsch in der Unterstufe unterrichtet, sieht Kachel aber nicht als Nachteil. «Ich erwarte, dass er die gute und sachbezogene Zusammenarbeit mit der SekZH fortsetzen wird.»

«Bringt frischen Wind»
Dasselbe wünscht sich Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP). «Von Christian Hugi erhoffe ich mir eine zielorientierte Zusammenarbeit zum Wohle unserer Schülerinnen und Schüler», sagt sie. Dani Kachel ist optimistisch, dass dem neuen Präsidenten das gelingen wird. «Ich erlebe ihn als bedachten Fachmann, der frischen Wind bringt, aber nicht gleich alles auf den Kopf stellt.»

Sein neues Amt wird Christian Hugi nach den Sommerferien zu Beginn des Schuljahres 2017/18 antreten.


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