Lilo Lätzsch ist seit vielen Jahren die starke
Stimme der Zürcher Lehrerinnen und Lehrer. Am Mittwoch wird ihr Nachfolger
Christian Hugi an die Spitze des Berufsverbandes gewählt. Wer ist der neue
Präsident?
Christian Hugi wird Nachfolger von Lilo Lätzsch
Auf Lilo Lätzsch folgt Christian Hugi: "Das ist ein grosser Schritt für mich", Limmattaler Zeitung, 28.6. von Heinz Zürcher
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Die Wahl ist eine Formsache. Am
Mittwoch werden die Delegierten des ZLV, des Verbandes der Zürcher
Lehrerinnen und Lehrer, Christian Hugi zu ihrem neuen Präsidenten benennen. Er
wird damit Nachfolger der charismatischen Lilo Lätzsch, die sich seit 17 Jahren
für die Lehrerinnen und Lehrer im Kanton Zürich stark gemacht hat. Seit 2000
ist sie in der ZLV-Geschäftsleitung, seit 2006 präsidiert sie den 4000
Mitglieder grossen Verband.
Nun also Christian Hugi, seit 2014 in der
Geschäftsleitung und Präsident der Pädagogischen Kommission ist. Über ihn sagt
Lilo Lätzsch, dass er keine Kopie von ihr sei – «kein ctrl C ctrl V». Im
Gegenteil: «Christian Hugi ist ruhiger als ich – und das ist gut so. Mir sind
Leute suspekt, die nur eine Lösung sehen und denken, sie hätten den Zauberstab
für alle Probleme», sagt Lätzsch. «Christian Hugi ist nicht so. Er ist sehr
reflektiert, geht pragmatisch vor und bietet manchmal auch mehrere Lösungen
an.»
Hugi habe sich akribisch in die Schulthemen
eingearbeitet und dabei nie den Blick über das Ganze verloren. Intern sei seit
langem klar, dass er das Präsidium übernehmen werde, sagt Lätzsch, die seit
1978 als Seklehrerin in der Stadt Zürich unterrichtet. «So hatte er Zeit, sich
auf die neue Aufgabe vorzubereiten.» Hugi selbst sagt, dass er nicht auf diesen
Posten hingearbeitet habe. Ein wenig abgezeichnet hatte es sich allerdings
schon.
Einst in der Marktforschung
Die Arbeit im Klassenzimmer hat Hugi nie gereicht.
Das zeigte sich bereits während des Lehrerseminars in Bern. Nebenbei jobbte er
für eine Marktforschungsfirma, reiste für Umfragen durch die Deutschschweiz und
Romandie. Aus dem Nebenjob wurde mehr. Er etablierte eine Qualitätsüberprüfung
und erhöhte sein Pensum auf beinahe 100 Prozent. Dennoch entschied er sich
letztlich gegen die Wirtschaft und für den Lehrerberuf. «Das Herzblut»,
begründet der 38-Jährige die Wahl.
2003 zog es ihn nach Zürich. Er übernahm
Stellvertretungen auf allen Schulstufen – ausser im Kindergarten. 2008 dann die
erste eigene Klasse im Schulhaus Buchwiesen in Seebach, wo er bald auch das
Pädagogische Team leitete. 2013, nach seinem Wechsel an die Schule am Wasser in
Zürich-Höngg, wirkte er gleichzeitig als Praktikumslehrer am Institut
Unterstrass. An selber Stelle bildete er sich weiter, unter anderem zum Thema
Heterogenität in den Schulen.
Das Engagement im Verband der Zürcher Lehrerinnen
und Lehrer hatte ihm eine Schulleiterin schmackhaft gemacht. «Für mich war
immer klar, dass ich mich für unseren Beruf einsetzen will», sagt Hugi. «Der
Solidaritätsgedanke ist mir wichtig: hinzustehen und für bessere Bedingungen in
unserer Branche zu kämpfen.»
Christian Hugi ist nicht verheiratet, hat keine
Kinder und wohnt ganz in der Nähe der Geschäftsstelle des Verbands. Es sei aber
nicht so, dass er nur für die Schule lebe. In seiner Freizeit geht er mit
seinem Hund spazieren, spielt turniermässig Badminton.
Ein anspruchsvoller Posten
Den Sprung ins Präsidium werde er nicht
unterschätzen, sagt Hugi. «Das ist schon ein grosser Schritt für mich. Ich bin
jetzt der, der in der Öffentlichkeit hinstehen, Verantwortung übernehmen und
sich politisch äussern muss.» Er sei jedoch überzeugt, dass er das mit der
Geschäftsleitung im Rücken schaffen werde.
Ein wichtiges Thema, das ihn beschäftigen werde,
sei der neue Berufsauftrag, der erstmals die Tätigkeitsbereiche der
Lehrpersonen konkretisiert und quantifiziert. Hier glaubt Hugi, noch bessere
Bedingungen für die Lehrerschaft erwirken zu können. Als grosse Aufgabe sieht
er auch die Integration von Schülerinnen und Schülern mit anspruchsvollem
Verhalten. Und nicht zuletzt wolle er die Solidarität innerhalb seiner
Berufsgruppe stärken. Nicht einmal die Hälfte aller Lehrpersonen sind Mitglied
des Verbands.
Lilo Lätzsch traut Hugi diese Aufgaben zu. «Da sehe
ich kein Problem. Seine grösste Herausforderung wird sein, sein eigenes
Netzwerk aufzubauen, das wird Zeit brauchen», sagt Lätzsch, die für die FDP
politisiert und im Stiftungsrat der BVK sitzt. Hugi stimmt ihr zu. «Ohne Partei
ist das noch ein wenig schwieriger.»
Dani Kachel, der im Berufsverband SekZH die
Sekundarlehrerinnen und -lehrer vertritt, sieht noch eine weitere
Herausforderung. «Es ist nicht einfach, einen grossen Verband wie den der
Zürcher Lehrerinnen und Lehrer zu führen.» Und er müsse sich in einem breiten Themenspektrum
auskennen – auch die Sekundarschule betreffend. Dass Hugi im Gegensatz zu
Lätzsch in der Unterstufe unterrichtet, sieht Kachel aber nicht als Nachteil.
«Ich erwarte, dass er die gute und sachbezogene Zusammenarbeit mit der SekZH
fortsetzen wird.»
«Bringt frischen Wind»
Dasselbe wünscht sich Bildungsdirektorin Silvia
Steiner (CVP). «Von Christian Hugi erhoffe ich mir eine zielorientierte
Zusammenarbeit zum Wohle unserer Schülerinnen und Schüler», sagt sie. Dani
Kachel ist optimistisch, dass dem neuen Präsidenten das gelingen wird. «Ich
erlebe ihn als bedachten Fachmann, der frischen Wind bringt, aber nicht gleich
alles auf den Kopf stellt.»
Sein neues Amt wird Christian Hugi nach den
Sommerferien zu Beginn des Schuljahres 2017/18 antreten.
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