12. Oktober 2011

Zürcher gegen internationale Schulen

Die Zürcher Bildungsdirektion will vom Schuljahr 2012/13 an Schülern den Zugang zu den internationalen Schulen im Kanton erschweren. Künftig sollen Kinder fremdsprachige Schulen nur noch besuchen dürfen, wenn ihre Eltern lediglich vorübergehend im Kanton wohnen oder wenn die Eltern darlegen, dass sie ihren Wohnsitz in ein fremdsprachiges Land verlegen. Laut Martin Wendelspiess, Chef des Volksschulamtes, will man damit erreichen, dass die Kinder grundsätzlich eine deutschsprachige Schule besuchen und nach dem kantonalen Lehrplan unterrichtet werden.
Nach den Zahlen des Zürcher Regierungsrates besuchten letztes Jahr 1,9% der Volksschüler eine internatinale Schule (2001: 0,9%). 
Quelle: NZZ, 12.10.

2 Kommentare:

  1. In der gleichen Ausgabe der NZZ kommentiert Mue: "Eine liberale und weltoffene Bildungspolitik sieht anders aus. Mit der Weisung der Bildungsdirektion Zürich, nach der Schüler mit Wohnsitz im Kanton Zürich nur noch auf eine internationale Schulen wechseln dürfen, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, entfernt sich der Kanton einen weiteren Schritt vom bereits eingeschränkten Prinzip der freien Schulwahl und schafft zusätzliche bürokratische Hürden.

    Es ist eine Binsenwahrheit, dass die Qualität von Produkten in einem wettbewerblichen Umfeld zunimmt. Deshalb ist es aus bildungspolitischer Sicht sinnvoll, dass in den vergangenen Jahren auch im Kanton Zürich zahlreiche Privatschulen entstanden sind, die im Wettbewerb mit den öffentlichrechtlichen Schulen stehen. Offenbar liegt bei den staatlichen Bildungseinrichtungen einiges im Argen, sonst wären die Eltern nicht bereit, viel Geld in die Ausbildung ihrer Kinder zu investieren. Allerdings steigt mit dieser Entwicklung auch die Gefahr, dass eine Ghettoisierung im Schulwesen vorangetrieben werden könnte.

    Dies kann jedoch kaum der Grund für die Weisung der Bildungsdirektion gewesen sein, denn aus dieser Sicht gäbe es keinen Grund, zu unterscheiden zwischen Privatschulen, die nach dem Curriculum des Kantons unterrichten, und internationalen Schulen, die nicht nur zertifiziert sind, sondern an denen auch nach weltweit abgestimmten Lehrplänen unterrichtet wird. Die im Verhältnis geringen Schülerzahlen an den fremdsprachigen Schulen scheiden als Argument eigentlich auch aus. Und über deren Qualität müssen im Endeffekt die Kinder und ihre Eltern selbst entscheiden, denn die internationalen Schulen - wie auch die Privatschulen - können es sich aufgrund der hohen Gebühren nicht erlauben, ihre Kunden zu enttäuschen. Vielleicht sollte sich die SP-Regierungsrätin Regine Aeppli an den Prinzipien der «International Baccalaureate Organization» orientieren. Danach sollen die Kinder dieser Schulen nachdenken und hinterfragen, sie sollen fachkundig und tolerant sein."

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  2. Clarita Kunz, schreibt in einem Leserbrief (NZZ, 20.10.)
    «Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll.» So heisst es in der «Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte» der Vereinten Nationen. Statt der Tatsache ins Auge zu schauen, dass immer mehr Eltern, nicht nur ausländische, die für ihre Kinder am besten geeignete Schule auswählen wollen, geht die Bildungsdirektion Zürich zurück in die Vergangenheit, wenn sie den Zugang der Schweizer Kinder an diese Schulen verhindern will, wie die NZZ (12. 10. 11) richtig festhält.

    Reiche Eltern sind zufrieden, dass sie zwischen vielen unterschiedlichen Schulmodellen auswählen können. Einige internationale Schulen haben einen grossen Zulauf, weil sie auch aus pädagogischer Sicht gute Arbeit leisten. Wenn auch Schweizer Kinder diese Institutionen besuchen dürfen, bringt das auf allen Seiten nur Vorteile: in der Schulzeit entstehende Kontakte zwischen schweizerischen und ausländischen Kindern, die nachhaltig positiv in der Schweiz und im Ausland weiterwirken können.

    Die Bildungsdirektionen sollen die Lehrziele für die Schulen vorgeben. Die Schüler sollen Deutsch lernen. Das soll auch so bleiben. Aber anstatt ihnen den Zugang zu fremdsprachigen Schulen zu verweigern, könnte man entweder von ihnen oder von den entsprechenden Schulen verlangen, dass die Lehrziele auch im Deutsch erreicht werden müssen. Der Entscheid, ob die Eltern oder die Schule dies organisieren und bezahlen sollen, kann den einzelnen Schulen überlassen bleiben. Für internationale Schulen, die bereits nach einem weltweit zertifizierten Curriculum unterrichten, wäre es ein kleiner Schritt, auch noch die kantonalen Lehrziele in den Unterricht zu integrieren.

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