14. Juni 2020

Schulleitung setzen Primarlehrer unter Druck

Im vergangenen November stimmten 85% der Stimmberechtigten JA zur geleiteten Lehrmittelfreiheit an den Volksschulen. Ab dem Schuljahr 2020/21 sollen, so sieht es mindestens das Bildungsgesetz vor, die Lehrpersonen in den 5. und 6. Primarklassen die heftig kritisierten Lehrmittel «Mille feuilles» und «New World» durch neue, bewährte Lehrmittel ersetzen können. Brisante Dokumente, welche der Starken Schule beider Basel (SSbB) zugespielt wurden, belegen nun ein Untergraben dieses Volksentscheides durch Primarschulleitungen: Sie setzen ihre Lehrpersonen offensichtlich unter Druck, damit diese weiterhin die Passepartout-Lehrmittel verwenden.

Schulleitungen setzen Primarlehrpersonen unter Druck, Starke Schule beider Basel, 13.6. von Jürg Wiedemann

Bereits im Januar verdichteten sich die Anzeichen, dass manche Schulleitungen auf der Primarstufe nicht gewillt sind, den Volkswillen zu akzeptieren. An diversen Standorten begannen sie, die Lehrpersonen niederschwellig und mit fadenscheinigen Argumenten zu beeinflussen und unter Druck zu setzen, beispielsweise mit dem Kostenargument. So gaukelten sie vor, alle neu auf der Lehrmittelliste aufgenommenen Lehrmittel seien nicht finanzierbar, was Mumpitz ist und nicht den Tatsachen entspricht. Gerade die Passepartout-Lehrmittel «Mille feuilles» und «New World» sind besonders teuer: Es handelt sich um Einweglehrmittel, welche nach einem Jahr im Altpapier landen. Auch aus ökologischer Sicht ist dies heute nicht mehr zu vertreten.

Gemäss Informationen fanden gar Absprachen zwischen Schulleitungen in einem ganzen Schulkreis statt. Ziel war es, die Passepartout-Lehrmittel zu puschen und weiterhin deren Einsatz sicherzustellen. Die Primarlehrer/-innen sollten – so das Resultat dieser Absprachen – beeinflusst werden, in den Fremdsprachen nicht auf die neuen, bewährten Lehrmittel zu wechseln.

Schriftlicher Beleg zeigt Druckversuch der Schulleitung auf

Der SSbB liegt neben mehreren mündlichen Berichten erstmalig auch ein schriftlicher Beleg vor, der das Ausmass dieser inakzeptablen Druckversuche aufzeigt. So schreibt eine Primarschulleitung einer grossen Baselbieter Gemeinde, die der SSbB bekannt ist, in einem Informationsschreiben an ihre Lehrpersonen Folgendes (siehe Abbildung):


Diese Information ist tatsachenwidrig. Die Schulleitung weiss natürlich ganz genau, dass für die 5. und 6. Primarklasse für beide Fremdsprachen Französisch und Englisch fixfertige Lehrmittel zur Verfügung stehen und vom Bildungsrat für den Einsatz freigegeben wurden: Für Französisch sind es «Ça bouge» und «Dis donc», für Englisch die bewährten Lehrmittel «More» und «English plus».

Die Behauptung, die definitiven Lehrmittel würden erst entwickelt, ist eine unglaubliche Verdrehung der Tatsachen. Einzig für die 3. und 4. Primarklasse hat der Bildungsrat noch kein neues Lehrmittel bewilligt. Das Lehrmittel "Ça roule" gibt es erst ab dem Schuljahr 2021/22. Für die 5. und 6 Klasse hingegen stehen mehrere ausgezeichnete und bewährte Lehrmittel zur Verfügung. Das Vorgehen dieser Primarschulleitung erfolgt offensichtlich vorsätzlich, denn mehrfach hat das Amt für Volksschule (AVS) die Schulleitungen über die neuen Lehrmittel informiert.

Mit dem vorliegenden schriftlichen Beleg demonstriert die Schulleitung eine Unverfrorenheit, die ihresgleichen sucht. Indem sie den Primarlehrpersonen "abrät", ausgezeichnete Lehrmittel einzusetzen, macht sie sich mehreren Verfehlungen schuldig. "Abrät" ist ein beschönigender Begriff für "arbeitet weiterhin mit Mille feuilles, sonst ...".

  • Diese Primarschulleitung missachtet das Bildungsgesetz.
  • Sie übt massiven Druck auf Lehrpersonen aus, die gemäss Bildungsgesetz ein Lehrmittel einsetzen wollen, mit dem sie ihre Schüler/-innen bestmöglich fördern können.
  • Sie versucht aktiv, die Lehrpersonen vom Einsatz ausgezeichneter Lehrmittel abzuhalten.
  • Sie behindert aktiv die Lehrpersonen in der Ausübung ihres Berufes und gefährdet damit den Lernerfolg der Schüler/-innen.

Aufgrund des Machtgefälles ist es insbesondere für junge Primarlehrer/-innen schwierig, sich solch inakzeptablem Gebaren zu widersetzen. Zu gross ist die Gefahr von Retourkutschen und Benachteiligungen. Faktisch werden die Primarlehrpersonen gegen ihren Willen gezwungen, weiterhin flächendeckend Lehrmittel einzusetzen, welche bei vier wissenschaftlichen Studien kläglich gescheitert sind.

Appell an die Eltern

Ermutigen Sie die Fremdsprachenlehrpersonen Ihrer Kinder, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, damit Ihr Kind von bewährten, strukturierten, international anerkannten Lehrmitteln profitieren kann. Es geht um den Lernerfolg Ihres Kindes, nicht um die Zwängerei von uneinsichtigen Schulleitungen. Üben sie Ihrerseits den notwendigen Druck auf die fehlbaren Schulleitungen aus, die Ihrem Kind Steine in den Weg legen.

Appell an diejenigen Schulleitungen, welche Druck ausüben

Plumpe Verdrehungen der Tatsachen sind das eine. Zu meinen, dass Lehrpersonen, Eltern und Befürworter/-innen der Lehrmittelfreiheit (85% des Souveräns) darauf hereinfallen, ist dreist und zeugt von einem mangelnden Demokratieverständnis.

  • Handeln Sie gesetzeskonform.
  • Hören Sie auf, die vom Volk beschlossene Lehrmittelfreiheit zu boykottieren.
  • Unterlassen Sie sämtliche Versuche, Ihre Lehrpersonen in der Ausübung ihres Berufes zu behindern.
  • Hören Sie auf, weiterhin eine Ideologie zu propagieren, die in der Fachwelt und an der Urne gescheitert ist.
  • Sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Lehrpersonen nach bestem Wissen und Gewissen für den Lernerfolg ihrer Schüler/-innen einsetzen können.

 


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