Im vergangenen November stimmten 85% der Stimmberechtigten JA zur geleiteten Lehrmittelfreiheit an den Volksschulen. Ab dem Schuljahr 2020/21 sollen, so sieht es mindestens das Bildungsgesetz vor, die Lehrpersonen in den 5. und 6. Primarklassen die heftig kritisierten Lehrmittel «Mille feuilles» und «New World» durch neue, bewährte Lehrmittel ersetzen können. Brisante Dokumente, welche der Starken Schule beider Basel (SSbB) zugespielt wurden, belegen nun ein Untergraben dieses Volksentscheides durch Primarschulleitungen: Sie setzen ihre Lehrpersonen offensichtlich unter Druck, damit diese weiterhin die Passepartout-Lehrmittel verwenden.
Bereits im Januar verdichteten sich die Anzeichen,
dass manche Schulleitungen auf der Primarstufe nicht gewillt sind, den Volkswillen
zu akzeptieren. An diversen Standorten begannen sie, die Lehrpersonen
niederschwellig und mit fadenscheinigen Argumenten zu beeinflussen und unter
Druck zu setzen, beispielsweise mit dem Kostenargument. So gaukelten sie vor,
alle neu auf der Lehrmittelliste aufgenommenen Lehrmittel seien nicht
finanzierbar, was Mumpitz ist und nicht den Tatsachen entspricht. Gerade die
Passepartout-Lehrmittel «Mille feuilles» und «New World» sind besonders teuer:
Es handelt sich um Einweglehrmittel, welche nach einem Jahr im Altpapier
landen. Auch aus ökologischer Sicht ist dies heute nicht mehr zu vertreten.
Gemäss Informationen fanden gar Absprachen zwischen
Schulleitungen in einem ganzen Schulkreis statt. Ziel war es, die
Passepartout-Lehrmittel zu puschen und weiterhin deren Einsatz sicherzustellen.
Die Primarlehrer/-innen sollten – so das Resultat dieser Absprachen –
beeinflusst werden, in den Fremdsprachen nicht auf die neuen, bewährten
Lehrmittel zu wechseln.
Schriftlicher Beleg zeigt
Druckversuch der Schulleitung auf
Der SSbB liegt neben mehreren mündlichen Berichten
erstmalig auch ein schriftlicher Beleg vor, der das Ausmass dieser
inakzeptablen Druckversuche aufzeigt. So schreibt eine Primarschulleitung einer
grossen Baselbieter Gemeinde, die der SSbB bekannt ist, in einem
Informationsschreiben an ihre Lehrpersonen Folgendes (siehe Abbildung):
Diese Information ist tatsachenwidrig. Die
Schulleitung weiss natürlich ganz genau, dass für die 5. und 6. Primarklasse
für beide Fremdsprachen Französisch und Englisch fixfertige Lehrmittel zur
Verfügung stehen und vom Bildungsrat für den Einsatz freigegeben wurden: Für
Französisch sind es «Ça bouge» und «Dis donc», für Englisch die bewährten
Lehrmittel «More» und «English plus».
Die Behauptung, die definitiven Lehrmittel würden
erst entwickelt, ist eine unglaubliche Verdrehung der Tatsachen. Einzig für die
3. und 4. Primarklasse hat der Bildungsrat noch kein neues Lehrmittel
bewilligt. Das Lehrmittel "Ça roule" gibt es erst ab dem Schuljahr
2021/22. Für die 5. und 6 Klasse hingegen stehen mehrere ausgezeichnete und
bewährte Lehrmittel zur Verfügung. Das Vorgehen dieser Primarschulleitung
erfolgt offensichtlich vorsätzlich, denn mehrfach hat das Amt für Volksschule
(AVS) die Schulleitungen über die neuen Lehrmittel informiert.
Mit dem vorliegenden schriftlichen Beleg
demonstriert die Schulleitung eine Unverfrorenheit, die ihresgleichen sucht.
Indem sie den Primarlehrpersonen "abrät", ausgezeichnete Lehrmittel
einzusetzen, macht sie sich mehreren Verfehlungen schuldig. "Abrät"
ist ein beschönigender Begriff für "arbeitet weiterhin mit Mille feuilles,
sonst ...".
- Diese
Primarschulleitung missachtet das Bildungsgesetz.
- Sie
übt massiven Druck auf Lehrpersonen aus, die gemäss Bildungsgesetz ein
Lehrmittel einsetzen wollen, mit dem sie ihre Schüler/-innen bestmöglich
fördern können.
- Sie
versucht aktiv, die Lehrpersonen vom Einsatz ausgezeichneter Lehrmittel
abzuhalten.
- Sie
behindert aktiv die Lehrpersonen in der Ausübung ihres Berufes und
gefährdet damit den Lernerfolg der Schüler/-innen.
Aufgrund des Machtgefälles ist es insbesondere für
junge Primarlehrer/-innen schwierig, sich solch inakzeptablem Gebaren zu
widersetzen. Zu gross ist die Gefahr von Retourkutschen und Benachteiligungen.
Faktisch werden die Primarlehrpersonen gegen ihren Willen gezwungen, weiterhin
flächendeckend Lehrmittel einzusetzen, welche bei vier wissenschaftlichen
Studien kläglich gescheitert sind.
Appell an die Eltern
Ermutigen Sie die Fremdsprachenlehrpersonen Ihrer
Kinder, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, damit Ihr Kind von bewährten,
strukturierten, international anerkannten Lehrmitteln profitieren kann. Es geht
um den Lernerfolg Ihres Kindes, nicht um die Zwängerei von uneinsichtigen
Schulleitungen. Üben sie Ihrerseits den notwendigen Druck auf die fehlbaren
Schulleitungen aus, die Ihrem Kind Steine in den Weg legen.
Appell an diejenigen Schulleitungen,
welche Druck ausüben
Plumpe Verdrehungen der Tatsachen sind das eine. Zu
meinen, dass Lehrpersonen, Eltern und Befürworter/-innen der Lehrmittelfreiheit
(85% des Souveräns) darauf hereinfallen, ist dreist und zeugt von einem
mangelnden Demokratieverständnis.
- Handeln
Sie gesetzeskonform.
- Hören
Sie auf, die vom Volk beschlossene Lehrmittelfreiheit zu boykottieren.
- Unterlassen
Sie sämtliche Versuche, Ihre Lehrpersonen in der Ausübung ihres Berufes zu
behindern.
- Hören
Sie auf, weiterhin eine Ideologie zu propagieren, die in der Fachwelt und
an der Urne gescheitert ist.
- Sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Lehrpersonen nach bestem Wissen und Gewissen für den Lernerfolg ihrer Schüler/-innen einsetzen können.
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