Lehrerverbände kritisieren geplanten Schulbeginn, SRF, 1.5.
SRF: Was befürchten Sie dadurch, dass es am 11. Mai
jetzt wieder losgeht, die Schulen also wieder voll öffnen?
Roger von Wartburg: Ich finde es sehr schade, dass
wir jetzt einen föderalistischen Flickenteppich haben, zum Beispiel mit Zürich
und Sankt Gallen, die mit Halbklassen starten. Weshalb man in der
Deutschschweiz keine einheitliche Lösung hinbekommen hat, kann man eigentlich
der Öffentlichkeit nicht erklären. Dementsprechend rechne ich auch mit einer
grossen Verunsicherung bei allen Schulbeteiligten: bei Lehrpersonen, aber auch
bei Eltern und Schülerinnen und Schülern.
Als Lehrerverbandspräsident vertreten Sie ja vor
allem die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer. Fühlen sich diese jetzt
genügend geschützt mit diesem Konzept?
Ich stelle einfach fest, dass ich im Laufe des
Tages sehr viele Reaktionen von Lehrerinnen und Lehrern erhalten habe. Die
Unsicherheit ist spürbar. Es gibt aber auch andere Gefühlslagen, von Empörung
bis hin zu einem Schock. Dies hat vor allem damit zu tun, dass viele damit
gerechnet haben, dass wir mit reduzierten Klassengrössen und damit mit
kleineren Menschenansammlungen an den Schulen wieder starten werden.
Der Bundesrat sagt, Kinder seien eigentlich nicht diejenigen, die das Virus verbreiten würden. Jetzt gibt es aber eine ganz neue Studie eines deutschen Chefinfektiologen, der sagt, es könne durchaus sein, dass Kinder genauso stark das Virus verbreiten würden.
Ich habe in den letzten Wochen sehr intensiv die
internationale Diskussion verfolgt und habe versucht, mich über alle
verfügbaren Studien zu informieren. Umso mehr bin ich sehr erstaunt, wie sich
das Bundesamt für Gesundheit ganz exklusiv zu solch eindeutigen Aussagen
hinreissen lässt.
Das Inteview führte Georg Halter.
Danke Roger von Wartburg, Sie bringen es auf den Punkt.
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