Deutlicher hätte sich das Baselbieter Stimmvolk
kaum ausdrücken können. Fast 85 Prozent der Stimmenden sprachen sich am Sonntag
dafür aus, dass die beiden Französisch-Lehrmittel «Mille feuilles» und «Clin
d'oeil» nicht mehr obligatorisch sein sollen. Die Baselbieter Schulen sollen
sich künftig auch für andere Lehrbücher entscheiden können.
Französisch-Lehrmittel sind auch in Basel-Stadt umstritten, SRF Regional, 25.11.
Dieses eindeutige Abstimmungsergebnis ist Wasser
auf die Mühlen von Katja Christ, Neo-Nationalrätin der Basler Grünliberalen. Im
Stadtkanton ist sie eine der schärfsten Kritikerinnen der besagten Lehrmittel.
Für sie ist nun klar: «Ich erwarte, dass spätestens auf das nächste Schuljahr
gehandelt wird und die beiden Bücher aus den Klassenzimmern verschwinden.»
Basler
GLP-Nationalrätin will die Passepartout-Lehrmittel auch in Basel abschaffen.
Die Bevölkerung in Basel-Stadt sei genau gleich
unzufrieden mit diesen Lehrmitteln wie jene im Baselbiet, sagt Christ.
Es muss besser werden, nur wie?
Auch Claudio Miozzari, der die SP im Grossen Rat
vertritt und dort in der Bildungskommission sitzt, hat das Abstimmungsergebnis
im Landkanton genau mitverfolgt. «Es besteht bezüglich des
Fremdsprachenunterrichts Handlungsbedarf, er muss besser werden», sagt
Miozzari.
Die entscheidende Frage sei allerdings, welchen Weg
man einschlagen soll, um dieses Ziel zu erreichen. Derzeit würden
Bildungsexperten die Lehrmittel «Mille feuilles» und «Clin d'oeil» überarbeiten
und weiterentwickeln - und das sei der Weg, den das Basler
Erziehungsdepartement gehen will. «Wir unterstützen das grundsätzlich,
beobachten die Entwicklung aber kritisch», sagt Miozzari. Ausserdem sei es
nicht so, dass «Mille feuilles» im Baselbiet gar kein Thema mehr sei, sondern
die Bevölkerung habe sich lediglich für die Wahlfreiheit entschieden.
Widerstand in der Stadt ist weniger
gross
Während mit dem «Lehrerinnen- und Lehrerverein» und
der «Starken Schule Baselland» im Landkanton zwei gewichtige und laute
Organisationen Stimmung gegen die Lehrmittel gemacht hätten, sei die
Gefühlslage bei den Lehrpersonen in Basel-Stadt entspannter, sagt Jean-Michel
Héritier von der Freiwilligen Schulsynode. Sowohl auf Primar- wie auch auf
Sekundarstufe sei eine Mehrzahl der Lehrerinnen und Lehrer den neuen
Lehrmitteln gegenüber positiv eingestellt.
Andererseits sei unübersehbar, dass die Leistungen,
welche die Schülerinnen und Schüler, die mit den neuen Büchern unterrichtet
wurden, liefern, nicht befriedigend seien. «Insofern müssen wir hier offen sein
für Alternativen und Entwicklungsmöglichkeiten», sagt Héritier. Offen zeigt
sich diesbezüglich das Basler Erziehungsdepartement. Seit letztem Sommer teste
man an zwei Basler Schulen ein neues Lehrmittel, sagt Dieter Baur, Leiter
Volksschulen. «Falls wir zum Ergebnis kommen, dass die neuen Angebote bessere
Resultate liefern, müssen wir uns überlegen, wie wir mit dieser Situation
umgehen.»
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen