Im Kanton Baselland sollen Schulen künftig aus
einer Liste möglicher Lehrmittel auswählen können, mit welchem sie
unterrichten. So haben die Stimmberechtigten am Sonntag entschieden.
Lehrmittelfreiheit heisst das. Genau das wünschen sich auch die Kritiker des
Lehrmittels in anderen Kantonen – zum Beispiel im Kanton Bern.
«Es ist ein Flickwerk, ich halte das Lehrmittel für
gescheitert», erklärt etwa SVP-Grossrat Samuel Krähenbühl gegenüber «Schweiz
aktuell». Gemeinsam mit anderen bürgerlichen Politikern reicht er heute eine
dringliche Motion im Berner Grossen Rat ein. Die Forderung: Lehrmittelfreiheit.
Schlechte Noten für "Mille feuilles", SRF Schweiz aktuell, 25.11.
Auch Lehrer wehren sich
Widerstand gegen das Lehrmittel kommt im Moment vor
allem aus bürgerlichen Reihen, bei den Grünen und der SP scheint die
Meinungsbildung noch im Gange.
Auch Lehrerinnen und Lehrer wehren sich gegen das
Lehrmittel. Sie haben einen offenen Brief an die Erziehungsdirektionen der
sechs betroffenen Kantone geschrieben. Auch ihre Forderung: Lehrmittelfreiheit.
Umstrittenes Konzept «Sprachbad»
Kritisiert werden die Didaktik und die fehlende
Struktur des Lehrmittels. Es verspricht ein Sprachbad, die Kinder sollen eintauchen
in die Sprache und spielerisch lernen. Stures «Wörtli-Lernen» und
Grammatik-Pauken gehört der Vergangenheit an.
«Ein Sprachbad mit drei Lektionen pro Woche, das
bringt gar nichts, das ist kein Sprachbad», erklärt Alain Pichard. Der Lehrer
aus Biel ist der Wortführer der kritischen Lehrerinnen und Lehrer.
Studie gibt Lehrmittel schlechte
Noten
Zudem erhält das Lehrmittel schlechte Noten von der
Universität Freiburg. Das Institut für Zweisprachigkeit hat eine Studie
durchgeführt, auf Wunsch der Passepartout-Kantone. Die Studie kommt zu
folgendem Schluss: «Ein beachtlicher Teil der Schülerinnen und Schüler erreicht
am Ende der Primarstufe auch ein elementares Niveau (A1.2) bei den
Sprachkompetenzen nicht.»
Diese Resultate und die Kritik aus Schulstuben und
Rathaus hat man in der Berner Erziehungsdirektion auch vernommen. «Wir nehmen
diese Kritik sehr ernst», sagt die grüne Erziehungsdirektorin Christine Häsler.
«Wir müssen genauer hinschauen und wir sind dabei, jetzt eine Arbeitsgruppe zu
bilden, um das Thema vertiefter anzuschauen.» Sie könnte sich auch vorstellen,
dass eine Lehrmittelfreiheit eine Option sein könnte.
Volksinitiative als letzte
Möglichkeit
Die kritischen Berner Politiker versuchen sich nun,
mit Politikern aus anderen Kantonen zu vernetzen. Und: via Schulgesetz-Reform
wollen sie die Lehrmittelfreiheit im kantonalen Gesetz verankern. «Sollte dies
nicht gelingen, können wir uns durchaus vorstellen, eine Volksinitiative zu
lancieren», erklärt SVP-Politiker Krähenbühl.
Auf jeden Fall erhoffen sich die Berner
Politikerinnen und Politiker Schwung von dem Entscheid in Baselland.
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