Das Schuljahr ist bald vorbei. Die Noten sind verteilt. Jungs werden
reihum schlechtere Zeugnisse nach Hause tragen als Mädchen. Weltweit
hinken Jungen beim Lesen und Schreiben immer weiter hinterher.
Jungs ohne Vorbilder, Blick, 10.7. von Patrizia Laeri
Die OECD hat es in 64 Ländern untersucht – und überall lasen und
schrieben Mädchen besser als Jungen. Mit 15 Jahren entsprach dieser Unterschied
zwischen den Geschlechtern bereits einem ganzen Schuljahr. Das ist dramatisch.
Auch in Mathe beträgt der Vorsprung drei Monate. Beide Geschlechter sind
aber im Schnitt gleich intelligent. Warum also hinken die Buben derart
hinterher?
Sie haben zu wenig Vorbilder im Klassenzimmer. Es gibt immer mehr
Belege, dass eine Lehrperson gleichen Geschlechts mehr motiviert und die
Leistung verbessert. Männer sind für Jungs motivierender und stacheln sie an,
sich zu steigern.
Doch gerade in der Unterstufe sind 95 Prozent der Lehrer Frauen. Es
braucht aber beide, Männer und Frauen, um unsere Kinder zu bilden. Meine Söhne
rechnen und lesen mit Frauen, musizieren mit Frauen, treiben Sport mit Frauen,
werken mit Frauen. Das lässt sie oft seltsam orientierungslos zurück. Die
einzigen Männer, mit denen sie in ihrem Schul- und Hobbyalltag konfrontiert
sind, sind ihre Fussballtrainer. Auf die stürzen sie sich und buhlen um sie.
Aber Jungs müssen spüren, dass sich Männer genauso für Bildung interessieren
wie für Fussball.
Das, was Frauen im Job erleben, erfahren Buben in der Schule. Zugespitzt
gesagt: Sie sehen nur Frauen, die gescheit sind. Frauen sehen nur Männer, die
führen. Buben und Frauen sind dadurch gleichermassen gebremst. Während Frauen
im Job wegen fehlender Vorbilder in Chefetagen oft verzagen oder gar ganz
aufhören zu arbeiten, ergeht es Buben so in der Schule. Ohne Männer verlieren
viele Jungs gänzlich das Interesse am Lernen.
Seit Jahren versuchen in der Schweiz der «Verein Männer an die
Primarschule» und andere Initiativen, Männer und Quereinsteiger für den Beruf
zu motivieren. Erfolglos. Es braucht mehr. Schulen weltweit sind alarmiert und
starten deshalb neue Programme, um Jungs zum Lesen zu motivieren. Viele laden
Väter oder männliche Promis in Schulen ein. Viele Jungs sehen während solcher
Projekte erstmals in ihrem Leben Männer lesen. Aber es braucht auch endlich
viel mehr Anerkennung und Lohn für diese enorm wichtige Arbeit mit Kindern.
Schulen ohne männliche Vorbilder sind eine gefährliche Talentverschwendung.
Männer, lasst die Jungs nicht hängen! #aufbruch
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