7. Mai 2019

Schüler erziehen ihre Eltern


Greta Thunberg hat durch Hartnäckigkeit und klare Worte viele Menschen für den Klimawandel sensibilisiert. Den ersten Erfolg erzielte sie bei ihren Eltern. Sie bekehrte den Vater zum Veganer, und die Mutter gab trotz beruflichen Verpflichtungen als berühmte Opernsängerin die Fliegerei auf. Diese Art der erzieherischen Aufklärung durch Kinder wollten Forscher in North Carolina nun gezielt nutzen. Sie untersuchten daher, ob Schulunterricht auch Eltern in Klimafragen zum Umdenken bringt.
Klimawandel: So bringen Kinder ihre Eltern zum Umdenken, NZZ, 7.5. von Lena Stallmach


Sie entwickelten dafür ein spezielles Lehrprogramm für Schüler im Alter von 11 bis 14 Jahren, das insbesondere die Gespräche über den Klimawandel zwischen Eltern und Schülern fördert – mit Erfolg, wie die Forscher nun in der Fachzeitschrift «Nature Climate Change» berichten. Am grössten war der Sinneswandel bei Menschen, die bezüglich Klimafragen besonders uneinsichtig sind: konservative Männer.

Töchter erfolgreicher als Söhne
Das Lernprogramm umfasste mehrere theoretische Einheiten in der Schule. Aber auch eine Feldarbeit, die die Eltern teilweise begleiten mussten, und ein Interview, in dem die Schüler ihre Eltern über deren Wahrnehmung von Wetter und Klima befragten. Elf Lehrer zogen dieses Programm mit ihren Klassen durch, zwölf Lehrer nahmen als Vergleich den normalen Lehrstoff zum Klimawandel durch.

Mit einem Fragebogen erhoben die Forscher die Sorgen der Eltern und der Schüler bezüglich des Klimawandels jeweils vor und nachdem das Thema in der Schule abgeschlossen worden war. Die Auswertung zeigte, dass Schüler, die durch die Arbeit besonders stark für das Thema sensibilisiert wurden, auch bei ihren Eltern den grössten Effekt erzielten. Töchter waren dabei erfolgreicher als Söhne. Die Forscher erklären das damit, dass Mädchen nach dem Programm oft besorgter waren als Knaben. Womöglich seien sie auch besser darin, diese Sorge zu kommunizieren, schreiben die Forscher.

Konservative Väter am empfänglichsten
Besonders gross war der Sinneswandel bei konservativen Eltern, vor allem bei den Männern. Ihre Sorge nahm auf einer Skala von 16 Punkten um 4 Punkte zu. Diese Gruppe mache sich normalerweise am wenigsten Sorgen wegen des Klimawandels und sei auch besonders resistent gegenüber Versuchen, sie für das Thema zu sensibilisieren, schreiben die Forscher.

Die Wahrnehmung des Klimawandels sei bei Kindern weniger voreingenommen aufgrund des politischen oder weltanschaulichen Kontextes, heisst es in der Publikation. Deshalb seien sie womöglich besser in der Lage, Erwachsenen die Bedeutung des Themas zu vermitteln und sie zu kollektiver Aktivität zu inspirieren. Greta Thunberg ist das beste Beispiel dafür.


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