Greta Thunberg hat durch Hartnäckigkeit und klare Worte viele Menschen
für den Klimawandel sensibilisiert. Den ersten Erfolg erzielte sie bei ihren
Eltern. Sie bekehrte den Vater zum Veganer, und die Mutter gab trotz
beruflichen Verpflichtungen als berühmte Opernsängerin die Fliegerei auf. Diese
Art der erzieherischen Aufklärung durch Kinder wollten Forscher in North
Carolina nun gezielt nutzen. Sie untersuchten daher, ob Schulunterricht auch
Eltern in Klimafragen zum Umdenken bringt.
Klimawandel: So bringen Kinder ihre Eltern zum Umdenken, NZZ, 7.5. von Lena Stallmach
Sie entwickelten dafür ein spezielles Lehrprogramm für Schüler im Alter
von 11 bis 14 Jahren, das insbesondere die Gespräche über den Klimawandel
zwischen Eltern und Schülern fördert – mit Erfolg, wie die Forscher nun in der Fachzeitschrift «Nature Climate Change»
berichten. Am grössten war der Sinneswandel bei Menschen, die
bezüglich Klimafragen besonders uneinsichtig sind: konservative Männer.
Töchter erfolgreicher als Söhne
Das Lernprogramm umfasste mehrere theoretische Einheiten in der Schule.
Aber auch eine Feldarbeit, die die Eltern teilweise begleiten mussten, und ein
Interview, in dem die Schüler ihre Eltern über deren Wahrnehmung von Wetter und
Klima befragten. Elf Lehrer zogen dieses Programm mit ihren Klassen durch,
zwölf Lehrer nahmen als Vergleich den normalen Lehrstoff zum Klimawandel durch.
Mit einem Fragebogen erhoben die Forscher die Sorgen der Eltern und der
Schüler bezüglich des Klimawandels jeweils vor und nachdem das Thema in der
Schule abgeschlossen worden war. Die Auswertung zeigte, dass Schüler, die durch
die Arbeit besonders stark für das Thema sensibilisiert wurden, auch bei ihren
Eltern den grössten Effekt erzielten. Töchter waren dabei erfolgreicher als
Söhne. Die Forscher erklären das damit, dass Mädchen nach dem Programm oft
besorgter waren als Knaben. Womöglich seien sie auch besser darin, diese Sorge
zu kommunizieren, schreiben die Forscher.
Konservative Väter am empfänglichsten
Besonders gross war der Sinneswandel bei konservativen Eltern, vor allem
bei den Männern. Ihre Sorge nahm auf einer Skala von 16 Punkten um
4 Punkte zu. Diese Gruppe mache sich normalerweise am wenigsten Sorgen
wegen des Klimawandels und sei auch besonders resistent gegenüber Versuchen,
sie für das Thema zu sensibilisieren, schreiben die Forscher.
Die Wahrnehmung des Klimawandels sei bei Kindern weniger voreingenommen
aufgrund des politischen oder weltanschaulichen Kontextes, heisst es in der
Publikation. Deshalb seien sie womöglich besser in der Lage, Erwachsenen die
Bedeutung des Themas zu vermitteln und sie zu kollektiver Aktivität zu
inspirieren. Greta Thunberg ist das beste Beispiel dafür.
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