4. Februar 2019

Verständnis brauchen sie, nicht Ritalin


Wie Frau Amato aus Oberkirch erlebe ich, wie mit dem Eintritt in den Kindergarten für unzählige Kinder leidvolle Jahre beginnen. Nur weil sie etwas lebhafter sind und sich nicht so gut konzentrieren können, bekommen sie rasch die Diagnose ADHS. Man stützt sich dabei nur auf Äusserlichkeiten, nicht auf nachweisliche Hirn-Veränderungen. 
Luzerner Zeitung, 1.2. Leserbrief von Claudia Meier-Preuschoff
 

Die innerseelischen Ursachen bleiben meist ausser Acht. Kommt noch das Psychopharmaka Ritalin dazu, wird für die betroffenen Kinder die Lage erst recht prekär. Sie haben so viele Gründe für Nervosität: Das eine Kind sieht sich hoffnungslos im Schatten seines Geschwisters, das seine Schulaufgaben stets auf Anhieb versteht und mit Bravour löst. Vermeintlich unbemerkt bewundern die Eltern das eine Kind und bemitleiden das andere. 

Ein anderes Schulkind vergeht schier ob seiner nicht zu bewältigenden Arbeit. Auf sich gestellt, vielleicht abgesondert, sehnt es sich nach der ermutigenden Anleitung seiner Lehrerin und der Verbundenheit mit den Kameraden. Seine schulische Welt ist entweder weiss oder schwarz: kapieren oder dumm sein, zu den schnellen Coolen gehören oder zu den Abgehängten. Nun gibt es Kinder, die darob in der Überanpassung versinken und andere, die rebellieren. Alle diese Kinder und noch viele mehr wollen in dem erkannt werden, was sie wirklich umtreibt, wo sie der Schuh drückt. Darum: Lehrtätige müssen wieder darin befähigt werden, dieses Verständnis mit pädagogischer und psychologischer Kenntnis aufzubringen. Statt zu pathologisieren, sollten sie mit solchen Problemen umgehen können. 

Sie brauchen Methodenfreiheit, logische Lehrmittel und vernünftige Lehrpläne als Grundlage für ihr solides Wirken. Die Kinder, ihre Eltern, die ganze Gesellschaft werden es reichlich danken.

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