4. März 2018

Schullager sollen verstärkt unterstützt werden

Derzeit sind viele Schüler in den Bergen in Skilagern unterwegs, oder sie haben gerade eins hinter sich. Ob sie künftig weiterhin mit der Schule in den Schnee fahren können, ist ungewiss. Im De­zember hat das Bundesgericht entschieden, dass obligatorische ­Angebote von Schulen kostenlos sein müssen. Erhoben werden darf höchstens ein Beitrag von 16 Franken pro Tag für Verpflegung. Oft sind die Kostenbeiträge heute höher. Die Frage stellt sich, ob die Gemeinden ein höheres Defizit tragen können und wollen.
Schullager sind auf der Kippe, NZZaS, 4.3. von René Donzé


«Das Bundesgerichtsurteil hat in vielen Kantonen Besorgnis ausgelöst», sagt die Generalsekretärin der Erziehungsdirektorenkonferenz, Susanne Hardmeier. Für die konkreten Auswirkungen verweist sie auf die Gemeinden und Kantone, da Organisation und Finanzierung von Lagern deren Sache ist. Die Kantone schätzen die Lage unterschiedlich ein. Allein der Kanton Basel-Stadt rechnet mit Mehrkosten von 600000 Franken, wie die Regierung schreibt. Der Kanton Zürich hingegen glaubt, dass die geltende Obergrenze von 22 Franken im Rahmen des Zulässigen liegt. Immerhin hätten die Bundes­richter die Zürcher Verfügung als beispielhaft aufgeführt, schreibt das Volksschulamt.

Im Kanton Bern wiederum soll das Limit von heute 30 Franken nach unten angepasst werden. Demnächst werden dort neue Empfehlungen herausgegeben. Im Kanton Freiburg haben Eltern Lagerrechnungen retourniert, weil sie mit 150 Franken für eine Woche über der neuen Obergrenze lagen, wie die «Freiburger Nachrichten» schreiben.

Die Verunsicherung in den Kantonen führt zu einem Rückgang der Buchungen von Lagerunterkünften. «Wir stellen momentan eine sehr starke Zurückhaltung im Buchungsverhalten der Schulen fest», sagt Christina Aenishänslin, Geschäftsführerin der Branchenorganisation der Gruppenunterkünfte in der Schweiz. In der Regel werden um diese Jahreszeit bereits Unterkünfte für die Winterlager der nachfolgenden Saison reserviert. Im Moment liegen die Buchungen rund 15 Prozent unter den Vorjahren. Noch keinen Rückgang verzeichnen die Jugendherbergen. Dennoch sei man im Moment daran, ein Konzept für preiswerte Lager zu erarbeiten, damit Schulen sich das auch künftig noch leisten können, sagt eine Sprecherin.

Grosse Sorgen macht sich der Verein Schneesportinitiative Schweiz, der von Bund, Kantonen und der Schneesportbranche getragen wird. Man sei konsterniert, sagt Geschäftsführer Ole Rauch. Der Gerichtsentscheid bringe die Massnahmen zur Förderung des Schneesportes in Gefahr. Darum ist er mit der Bitte an die Erziehungsdirektoren gelangt, einen runden Tisch einzuberufen. Dort sollen Vertreter von Schulen, Anbietern und Politik Massnahmen besprechen, um negative Auswirkungen abzufedern. Die Reaktion der EDK steht noch aus. Vorerst wolle man die Auswirkungen des Gerichtsentscheids in internen Gremien diskutieren, sagt Hardmeier, nicht nur bezogen auf Schneesportaktivitäten.

Auch der Bundesrat wird sich mit dem Thema beschäftigen müssen: Gleich mehrere Par­lamentarier haben vergangene Woche Vorstösse eingereicht. Sie fordern den Bund auf, zu prüfen, wie er Schullager verstärkt unterstützen kann.


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