Derzeit sind viele Schüler in den Bergen in Skilagern unterwegs, oder
sie haben gerade eins hinter sich. Ob sie künftig weiterhin mit der Schule in
den Schnee fahren können, ist ungewiss. Im Dezember hat das Bundesgericht
entschieden, dass obligatorische Angebote von Schulen kostenlos sein müssen.
Erhoben werden darf höchstens ein Beitrag von 16 Franken pro Tag für
Verpflegung. Oft sind die Kostenbeiträge heute höher. Die Frage stellt sich, ob
die Gemeinden ein höheres Defizit tragen können und wollen.
Schullager sind auf der Kippe, NZZaS, 4.3. von René Donzé
«Das Bundesgerichtsurteil hat in vielen Kantonen Besorgnis ausgelöst»,
sagt die Generalsekretärin der Erziehungsdirektorenkonferenz, Susanne
Hardmeier. Für die konkreten Auswirkungen verweist sie auf die Gemeinden und
Kantone, da Organisation und Finanzierung von Lagern deren Sache ist. Die
Kantone schätzen die Lage unterschiedlich ein. Allein der Kanton Basel-Stadt
rechnet mit Mehrkosten von 600000 Franken, wie die Regierung schreibt. Der
Kanton Zürich hingegen glaubt, dass die geltende Obergrenze von 22 Franken im
Rahmen des Zulässigen liegt. Immerhin hätten die Bundesrichter die Zürcher
Verfügung als beispielhaft aufgeführt, schreibt das Volksschulamt.
Im Kanton Bern wiederum soll das Limit von heute 30 Franken nach unten
angepasst werden. Demnächst werden dort neue Empfehlungen herausgegeben. Im
Kanton Freiburg haben Eltern Lagerrechnungen retourniert, weil sie mit 150
Franken für eine Woche über der neuen Obergrenze lagen, wie die «Freiburger
Nachrichten» schreiben.
Die Verunsicherung in den Kantonen führt zu einem Rückgang der Buchungen
von Lagerunterkünften. «Wir stellen momentan eine sehr starke Zurückhaltung im
Buchungsverhalten der Schulen fest», sagt Christina Aenishänslin,
Geschäftsführerin der Branchenorganisation der Gruppenunterkünfte in der
Schweiz. In der Regel werden um diese Jahreszeit bereits Unterkünfte für die
Winterlager der nachfolgenden Saison reserviert. Im Moment liegen die Buchungen
rund 15 Prozent unter den Vorjahren. Noch keinen Rückgang verzeichnen die Jugendherbergen.
Dennoch sei man im Moment daran, ein Konzept für preiswerte Lager zu
erarbeiten, damit Schulen sich das auch künftig noch leisten können, sagt eine
Sprecherin.
Grosse Sorgen macht sich der Verein Schneesportinitiative Schweiz, der
von Bund, Kantonen und der Schneesportbranche getragen wird. Man sei
konsterniert, sagt Geschäftsführer Ole Rauch. Der Gerichtsentscheid bringe die
Massnahmen zur Förderung des Schneesportes in Gefahr. Darum ist er mit der
Bitte an die Erziehungsdirektoren gelangt, einen runden Tisch einzuberufen.
Dort sollen Vertreter von Schulen, Anbietern und Politik Massnahmen besprechen,
um negative Auswirkungen abzufedern. Die Reaktion der EDK steht noch aus.
Vorerst wolle man die Auswirkungen des Gerichtsentscheids in internen Gremien
diskutieren, sagt Hardmeier, nicht nur bezogen auf Schneesportaktivitäten.
Auch der Bundesrat wird sich mit dem Thema beschäftigen müssen: Gleich
mehrere Parlamentarier haben vergangene Woche Vorstösse eingereicht. Sie
fordern den Bund auf, zu prüfen, wie er Schullager verstärkt unterstützen kann.
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