Manchmal ist Ordnungspolitik einfach nur dumm. Jüngstes Beispiel ist die
Idee der eidgenössischen Finanzverwaltung, die obligatorischen dreiWochenlektionen Sport an der Volksschule aus dem Sportförderungsgesetz zustreichen, um die Aufgaben von Bund und Kantonen zu entflechten. Damit greifen
die Beamten ein zentrales Element der Gesundheitsförderung an und torpedieren
die Chancengleichheit. Studien zeigen, dass die Fettleibigkeit zunimmt. Zudem
belegen sie, dass Kinder aus bildungsfernen und sozial schwächeren Familien
tendenziell dicker und weniger beweglich sind. Gerade für sie sind die drei
Turnstunden pro Woche eine Chance: Dort kommen auch jene ins Schwitzen, deren
Aktionsradius sonst in der Regel die Fläche eines Smartphones aufweist.
Schulsport vermittelt Freude an der Bewegung und gibt Anregung für sportliche
Hobbys. Damit kann man nicht früh und intensiv genug beginnen. Gegen heftigen
Widerstand der Kantone hat der Nationalrat 2011 die drei Lektionen durchgeboxt.
Niemand garantiert, dass die Kantone angesichts des Spardrucks das Angebot
beibehalten, wenn man ihnen freie Hand lässt. Auf ein solches Experiment auf
dem Buckel der Kinder kann man verzichten.
Gesundheit ist wichtiger als Kantönligeist, NZZaS, 6.8. Kommentar von René Donzé
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