6. August 2017

Digital natives werden überschätzt

Junge Leute unter 35 Jahren, die als «Digital Natives» mit Internet, Mobiltelefon, Gaming-Konsole und anderen vernetzten Gadgets aufwachsen sind, sind keinesfalls naturgegebene Supertalente in Sachen Technik.
"Digital Natives" sind keine Überflieger, NZZ, 3.8. von Jochen Siegle



Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Untersuchung der niederländischen beziehungsweise belgischen Forscher Paul Kirschnera und Pedro De Bruyckerec. Dem Duo zufolge sind die Generationen «Gen Y» und «Millenials» die im Zeitraum nach 1980 und um das Jahr 2000 geboren und mit Digital-Technik aufgewachsen sind, im Umgang mit Technik nicht begabter als ihre «analog geborenen» Eltern.

Keine technische Hochbegabung

Nur weil sie schon immer von Hightech umgeben waren, heisst das nicht, dass die heute unter 35-Jährigen die Technik auch automatisch besser beherrschen oder besser Multitasken können als andere Generationen, so die Rückschlüsse aus der Studie mit dem entwaffnenden Titel «The myths of the digital native and the multitasker».

Ein Beispiel: Zwei Dutzend gleichzeitig geöffnete Browser-Fenster bei Ausflügen ins World Wide Web zeugen keinesfalls von besonders ausgeprägten Multitasking-Fähigkeiten. Denn bearbeiten können auch «Digital Natives» immer nur eine Sache gleichzeitig.

Omnipräsenz digitaler Medien nicht förderlich

Den Experten nach sind die jungen Leute sogar eher benachteiligt durch die omnipräsente Verfügbarkeit digitaler Technik: Lehrer würden daher zu viel digitale Kompetenz bei jungen Leuten voraussetzen, warnt Kirschner. Dabei seien junge Leute heutzutage viel mehr damit beschäftigt, digitale Medien zu konsumieren als mit der Technik zu produzieren.

Die sogenannten «Digital Natives» sind laut den Wissenschaftern summa summarum keine Supertalente mit technologischer Hochbegabung. Entsprechend müsse auch diese Gruppe ihre digitalen Kompetenzen erst entwickeln können – insbesondere auch, um im digitalen Arbeitsalltag mit tendenziell eher langweiligen digitalen Aufgaben wie zum Beispiel Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder Online-Terminmanagement bestehen zu können.


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