29. Mai 2017

Die vier schulischen Brandherde im Kanton Zürich

■ Bungertwies: Nachdem immer mehr Lehrer und Schüler die einst beliebte Stadtzürcher Pionier-Tagesschule verlassen hatten, reichten im März die Schulleiterin und der Hortleiter ihre Kündigungen ein. Ad interim führen zwei pensionierte Schulleiter die Schule am Zürichberg. Die Eltern forderten mittels öffentlicher Demonstration vor dem Schulamt und einer Aufsichtsbeschwerde an den Bezirksrat den Ausstand der Schulpräsidentin Mirella Forster (fdp.), der sie ein «katastrophales Krisenmanagement» vorwerfen. Obwohl diese vom Bezirksrat gestützt wird, gab sie kürzlich bekannt, 2018 nicht mehr zur Wahl anzutreten (NZZ 11. 5. 17).
Die vier schulischen Brandherde im Kanton Zürich, NZZ, 29.5. von Lena Schenkel


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Brühlberg: Seit Antritt der Schulleiterin vor drei Jahren rumorte es im Winterthurer Schulhaus. Zum Eklat kam es im April, als sämtliche acht Lehrpersonen sowie später die Heilpädagogin kündigten. Rund 200 Eltern protestierten in der Folge vor der Schulpflege und forderten die Absetzung der Schulleiterin und den Rücktritt von Schulpräsident Felix Müller (ehemals Grüne Partei). Diesen legte ihm sogar die eigene Partei nahe, worauf Müller austrat. Obwohl er die Schulpflege nach wie vor führt, nimmt sich neu eine aus den Vizepräsidenten bestehende Task-Force des Brühlberg-Neustarts an. Dazu gehört die Abkehr vom Konzept des altersdurchmischten Lernens, für das die Schule 2009 von der Pädagogischen Hochschule ausgezeichnet worden war. Dies teilte die Schulpflege kürzlich an ihrer ersten Medienorientierung mit. Dort gab sie auch bekannt, dass die umstrittene Schulleiterin gekündigt habe.


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Fehraltorf: An der Schule im Zürcher Oberland stehen gleich zwei von drei Schulleiterinnen in der Kritik von Eltern und Lehrern. Jene der Mittel- und der Sekundarstufe war zuvor am Stadtzürcher Sekundarschulhaus Buhnrain tätig und dort bereits 2014 wegen ihres hierarchischen Führungsstils in die Negativschlagzeilen geraten. Nachdem schon im letzten Jahr 22 Lehrer die Schule verlassen haben, werden es Ende dieses Schuljahres nochmals 23 sein, wovon 21 gekündigt haben.

■ Niederhasli/Niederglatt: Vor zwei Jahren geriet der Schulleiter der Sekundarschule im Zürcher Unterland vor allem bei Eltern in die Kritik, als er das System des selbstorganisierten Lernens eingeführt hatte. In der Gemeinde bildete sich darauf eine Interessengemeinschaft, die eine stärkere Kontrolle der Schüler forderte und nun in der Schulpflege mit einem Mitglied vertreten ist. Schulpflegepräsident Philippe Chapuis (svp.) möchte aber am bisherigen Modell festhalten, wie er dem «Zürcher Unterländer» sagte. Der Schulleiter hat auf Ende des Schuljahres gekündigt.

1 Kommentar:

  1. Konflikte bei den LP21-Prototypen

    Leserbrief zum Artikel «Konflikte in den Schulen» NZZ vom 29. Mai 2017

    Warum bringen die Einführungen des Lehrplans 21 Unruhe an die Schule? Die Konflikt-Schulen wurden preisgekrönt, weil sie mit dem „selbstgesteuerten oder selbstorganisierten“ und „altersgemischten Lernen“ Prototypen für den Lehrplan 21 sind. Schulpflege und Schulleiter haben das selbst organisierte Lernen gemäss den „Grundlagen für den Lehrplan 21“ genauso umgesetzt, wie es von der D-EDK für die ganze Deutschschweiz geplant ist. Die „Grundlagen für den Lehrplan“ 21 mit der Kompetenzorientierung werden in der politischen Diskussion und in den Medien verschwiegen, da schweizweit mit den gleichen katastrophalen Folgen und einem massiven Bildungsabbau gerechnet werden muss, weil das „selbstgesteuerte Lernen“ den Lehrer und den Klassenunterricht aus dem Lernprozess verdrängt. Dazu kommen Umsetzungskosten in Milliardenhöhe. Der Lehrplan 21 ist nur der Vorwand für die radikalste Systemänderung in der Geschichte der Volksschule: «Gewarnt sei vor einem staatlichen Umerziehungsplan, der in Form eines ‹modernen› Lehrplans daherkommt», schrieb Michael Schönenberger schon 2013 in der NZZ. Bei einer Umfrage im Kanton Aargau haben von 1200 Lehrern rund 70% das „selbstorganisierte Lernen“ abgelehnt. Weitere Konflikte sind vorprogrammiert.

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