Im Streit um den Sinn von Frühfranzösisch gerät die Wissenschaft
zunehmend unter die Räder. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, ist es gleich
mehrfach vorgekommen, dass Verfasser von Studien und Berichten, die den Nutzen
des frühen Fremdsprachenunterrichts angezweifelt haben, von offiziellen Stellen
unter Druck gesetzt wurden.
Streit um Frühfranzösisch: Politiker schikanieren wissenschaftliche Kritiker, bz Basel, 18.9.
In der internationalen Sprachenforschung geht man
davon aus, dass früher Fremdsprachenunterricht für Kinder sich später nicht
zwingend vorteilhaft auf die Sprachfähigkeiten der Jugendlichen auswirkt.
Schüler, die später französisch oder englisch lernen, holen sehr rasch
auf. Wer aber als Wissenschaftler in der Schweiz solche Befunde verbreitet,
sticht in ein Wespennest, wie die «NZZ am Sonntag» am Beispiel mehrerer Forscher
zeigt.
Schuld ist der politisch stark aufgeladene
Sprachenstreit um Frühfranzösisch und/oder Frühenglisch. Die Zeitung schildert
unter anderem den Fall der jungen Forscherin Simone Pfenninger, die sich daran
machte, die Annahme «Früher-desto-besser» zu bestätigen. Es gelang ihr nicht –
wie es auch der internationalen Forschung regelmässig nicht gelingt.
Doch anstatt diesen
Befund, der weder für Frühenglisch noch für Frühfranzösisch spricht, zur
Kenntnis zu nehmen, wurde der Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz EDK,
Christoph Eymann, gegenüber Pfenninger persönlich: Ihre Arbeit genüge
«offensichtlich qualitativ» nicht, schrieb er in einem Artikel in der «Basler
Zeitung» unter Hinweis darauf, dass ihre Studie in einer internationalen
Forschungsübersicht nicht berücksichtigt wurde.
Aus seiner Sicht
können aus der Arbeit der preisgekrönten Forscherin und baldigen Professorin an
der Universität Salzburg zudem «keine Erkenntnisse für die aktuelle Diskussion
abgeleitet werden».
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