Das neue Schuljahr
beginnt. Auch für 10‘000 Flüchtlingskinder, die in der Schweiz leben. Es sind
so viele wie seit dem Kosovo-Krieg in den 90er-Jahren nicht mehr. Viele
Flüchtlingskinder kommen aus fremden Kulturen. Eine immense Herausforderung für
die Schulen, oft auch eine Überforderung.
Flüchtlingskinder in der Schule, SRF, 27.8. von Susy Schär
Die 7-jährige Kanimoli
Yeyamohan geht im Primarschulhaus Waldegg in Horgen in die zweite Klasse. Mit
der deutschen Sprache tut sie sich noch schwer, dafür spricht sie gut Englisch.
Für die Klassenlehrerin Annatina Kindschi eine grosse Erleichterung: «Kanimoli
ist ein Glücksfall. Sie ist sehr wissbegierig und lernt schnell. Die andern
Kinder haben dank ihr bereits einige Brocken Englisch gelernt.»
Trotz diesem positiven
Beispiel: Ein Flüchtlingskind in der Regelklasse ist für die Lehrerin eine
grosse Zusatzaufgabe. Das Kind braucht in- und ausserhalb der Schule mehr
Betreuung. Auch Elterngespräche sind wichtiger, denn meist verstehen Eltern
eines Flüchtlingskindes Briefe aus der Schule nicht.
Integrationsklassen werden gestrichen
In grösseren Gemeinden
und Städten gibt es darum Integrationsklassen. Vielerorts werden diese Kinder
dann schrittweise in die Regelklasse integriert. Meist zuerst in nicht
sprachintensiven Fächern wie Turnen, Singen und Zeichnen. Immer wieder fallen
solche Spezialklassen aber dem Rotstift zum Opfer.
Ein völlig falsche
Entwicklung findet Jürg Brühlmann vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer
Schweiz: «Jeder investierte Franken in die Bildung der Flüchtlingskinder zahlt
sich aus. Denn nur so können sie später Tritt im Beruf finden. Sonst werden
Flüchtlingskinder später zu Sozialfällen und das Sparen wird zum Bumerang.»
Von individualistischer Gesellschaft überfordert
Für viele Kinder ist
nicht nur die Sprache ein grosses Hindernis, genauso schwierig ist der Umgang
mit der westlichen Kultur. Eine Überforderung auch für die Lehrerinnen und
Lehrer findet Fana Asefaw, Oberärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie in
Littenheid. Sie ist selbst mit ihren Eltern in den 80er-Jahren aus Eritrea nach
Deutschland geflüchtet.
«Diese Kinder sind
autoritäre Strukturen gewohnt. In der Familie und auch in der Schule. Viele
sind in unserer individualistischen Gesellschaft völlig überfordert.»
Sie bekomme viele Kinder
aus Schulen zur ADHS-Abklärung und stelle dann fest, dass diese
Flüchtlingskinder vom Krieg traumatisiert seien. Vor allem Kinder, die mit 12
Jahren alleine in die Schweiz geflüchtet seien.
Auch Psychiaterin Asefaw
fordert mehr Unterstützung für die Schule, sei es durch Dolmetscher oder durch
Personen, die kulturelle Hindernisse überwinden helfen.
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