Joe Aranya hat 30 Jahre lang als Informatiker gearbeitet - jetzt hilft er Primarschülern beim Rechnen, Bild: Dominic Kobelt
Nach der Pensionierung zurück in die Primarschule, Aargauer Zeitung, 28.4. von Dominic Kobelt
Joe Aranya ist 67, dienstags und donnerstags geht
er an die Uni und am Mittwoch in die Primarschule Zufikon. Während er an der
Senioren-Universität Zürich mit anderen Pensionierten Vorlesungen besucht,
Sport treibt oder auch mal mit ihnen feiert, kommt er in die Primarklasse 5B,
um den Schülerinnen und Schülern bei den Aufgaben zu helfen.
Gestern
waren unter anderem Dreisatzrechnungen das Thema. Kein Problem für Aranya, der
30 Jahre lang als Informatiker bei der UBS gearbeitet hat. Dass er jetzt den
Kindern hilft, auszurechnen, wie weit ein Gewitter entfernt ist, wenn Blitz und
Donner soundsoviele Sekunden auseinander liegen, macht ihm sichtlich Freude.
«Bis jetzt hatte ich viel Glück im Leben. Ich habe eine liebe Familie, geniesse
meine Zeit mit Kollegen und Nachbarn, hatte einen guten Job. Ich fühle mich
sehr gut in die Gesellschaft eingebettet und möchte ihr einen Teil von meinem
Glück zurückgeben», beschreibt er seine Motivation.
Eine Bereicherung
Aranya
ist ein Mensch, der gerne hilft: Nach seiner Pensionierung hat er über fünf
Jahre bei der Schweizer Tafel mitgeholfen und nicht mehr verkaufbare, jedoch
noch einwandfreie Lebensmittel an bedürftige Menschen verteilt. Eines Tages hat
er in der Zeitung ein Inserat von Pro Senectute Aargau entdeckt, die für das
Projekt «Generationen im Klassenzimmer» Senioren suchte. «In einem persönlichen
Gespräch wurde nach Ausbildung, Erfahrung, Motivation und Verfügbarkeit
gefragt», erinnert sich der Zufiker, «dann wurden die Rahmenbedingungen,
Aufgabenbereiche und Einsatzgebiete diskutiert.» Seit letztem November
begleitet er nun die Klasse 5B. Lehrer David Graf ist froh um die
Unterstützung. «Es ist eine Bereicherung. Joe kommt in den Unterricht, und
hilft, wo er kann. Die grösste Schwierigkeit ist wohl, dass er nur am
Mittwochmorgen da ist.» Der Senior unterstützt die Klasse aber nicht nur im
Unterricht, sondern hat die Schülerinnen und Schüler auch schon auf Ausflüge
begleitet, beispielsweise auf die Kunsteisbahn. «Das ist natürlich toll, weil
es immer schwierig ist, Begleitpersonen zu finden», sagt Graf.
Auch
die 11 Mädchen und 13 Jungs aus der Klasse 5B sind zufrieden. Sie durften nach
zwei Monaten ein Feedback geben, das durchweg positiv ausfiel. Nur etwas bereitet
Aranya Mühe: «Ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis», sagt er schmunzelnd
und nimmt eine Karte hervor. Auf ihr sind Fotos all seiner Schützlinge
abgebildet, mitsamt Namen.
Persönliche Bereicherung
Die
Primarklasse sei sehr aktiv, lebhaft und aufmerksam, erzählt Joe Aranya. «Ich
freue mich, dass ich dem Lehrer helfen und die Schüler unterstützen kann, sei
es in Mathematik, in Realien, in Orthografie oder wo auch immer. Ich lerne
selbst aber auch einiges dazu – die Aktivitäten im Klassenzimmer sind eine
persönliche Bereicherung für mich.»
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