Es
müsse nicht immer Kochen sein, findet Ute Bender im «Tages-Anzeiger» vom 3.Mai
2015, man könne Schüler ja auch Waren testen lassen à la «Kassensturz». Frau
Bender muss es wissen, denn sie ist Professorin für Gesundheit und
Hauswirtschaft an der Pädagogischen Hochschule der Nordwestschweiz FHNW. Und
weil aufgemotzte Titel eine Kaskadenwirkung haben, heisst es im «Lehrplan 21»
auch nicht mehr «Hauswirtschaft», sondern grossspurig «Wirtschaft, Arbeit,
Haushalt».
Schluss mit Basis! forum. Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich, 7.6. von Thomas Binotto
Die
Schule soll offenbar nicht mehr der Ort sein, an dem Grundlagentechniken und
Basiswissen vermittelt werden, sondern eine Trend-Unterwerfungs-Anstalt für Anwender-Wissen
TUAFAW.
Anstatt
Grundrezepte à la «Tiptopf» zu erlernen, können Schülerinnen und Schüler
deshalb in Zukunft Fertigprodukte à la «Kassensturz» bewerten. Sie müssen nicht
mehr unnützen Ballast in sich hineinstopfen, wie das Wissen über heimische
Früchte und Gemüse, sondern applizieren stattdessen leicht Bekömmliches und
entdecken auf einem Beipackzettel treffsicher die Herkunft «Chile» (streng
biologisch produziert natürlich). Statt sich in teuren Schulküchen zu
langweilen, trainieren sie mit dem «Gault Millau» in der Hand zeitgemässes
Konsumverhalten.
Und was
für das Kochen gilt, das gilt selbstverständlich für alle anderen Fächer:
Hors-sol-Pädagogik! – Schluss mit Nutzlosigkeiten à la leserliche Handschrift,
saubere Heftführung, seriös geführtes Aufgabenheft, effektive Lernmethode,
Genauigkeit und Zuverlässigkeit. Wozu sich leicht vergängliches Grundwissen
aneignen, wenn doch Windows 8.1 für die Ewigkeit geschaffen ist?
Corinne
Senn, ebenfalls Dozierende an der FHNW, assistiert Professorin Bender: «Der
Alltag der Menschen hat sich stark verändert.» Auch diese fundamentale
Erkenntnis wurde ganz bestimmt erst durch mehrere Nationalfondsprojekte
gewonnen. Nun aber ist sie eine wahre Allzweckwaffe der Lehrplanreformer. Wer
braucht noch lange Aufsätze, wenn er im Alltag smselt? Was soll ein Smartphoner
mit Kopfrechnen? Wer ist so dumm zu lesen, wenn er lesen lassen kann? Wozu quälen
sich Autokorrigierte mit Rechtschreibung? Was soll ich mit Anstand in Zeiten
von Social Media? Denkst du noch – oder googelst du schon?
Pädagogische
Hochschulen werden zu den neuen bildungsfernen Kreisen, indem sie sich mehr und
mehr von dem fernhalten, was Heinrich Pestalozzi einst für Bildung hielt. In
den Laboratorien der Molekularpädagogen hat der gefährliche Virus der Praxis
von Kopf, Herz und Hand nichts zu suchen, denn dieser Virus würde dem
wohlgenormten Lehrgebäude schweren Schaden zufügen, bis es nur noch als
Lotterbau ohne Fundament vor uns stünde.
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