SVP-Präsident ist gegen Initiative, Appenzeller Zeitung, 12.8. von Roger Fuchs
Dass mit Paul Bannwart ein Mitglied der Innerrhoder
SVP mit einer Einzelinitiative gegen den Lehrplan 21 kämpft, kommt für den
Innerrhoder SVP-Präsidenten Ruedi Eberle nicht überraschend. Bannwart habe
diesen Schritt angekündigt.
Gemäss Eberle findet sich bis zum heutigen
Zeitpunkt keine breite Basis in seiner Partei, die hinter der Einzelinitiative
steht. Eine Diskussion zur Sache wird noch folgen. Schon heute aber ist klar:
Wenn sich die Partei für eine Unterstützung von Bannwarts Anliegen stark machen
sollte, wird sich Ruedi Eberle nicht an vorderster Front dafür einsetzen
wollen. Für ihn steht fest: «Ohne Lehrplan 21 würden wir gegen den Strom
schwimmen, und als kleiner Kanton ist dies im Schulwesen nicht zielführend.»
Zudem habe das Schweizer Volk einer Harmonisierung im Schulwesen mit grossem
Mehr zugestimmt.
Lehrplan lässt Spielraum zu
Wie Ruedi Eberle weiter ausführt, hat sich die
Partei im letzten Herbst ausführlich über den Lehrplan 21 informieren lassen.
Erziehungsdirektor Roland Inauen und Norbert Senn, Leiter des Schulamtes, waren
dazu eingeladen worden. An jenem Abend sei nichts beschlossen und auch kein
Antrag gestellt worden, die Parteimitglieder hätten sich lediglich orientieren
lassen, sagt Eberle. Er selbst kam dabei zum Schluss, dass der Lehrplan 21 den
Kantonen bei der Umsetzung einen gewissen Spielraum zulässt. «Ich bin
überzeugt, dass Appenzell Innerrhoden diesen Spielraum nutzt. Zudem hängt es
letztlich immer von der Lehrperson ab, wie sie anhand des Lehrplans 21 den
Unterricht gestaltet», so der SVP-Präsident.
Mit Paul Bannwarts Initiative verbunden ist auch
der Antrag, dass es weiterhin in der Hoheit des Kantons liegt, den Lehrplan
festzulegen. Der Initiant verlangt aber, dass künftig nicht mehr die
Landesschulkommission, sondern der Grosse Rat dafür zuständig sein soll. Dazu
Ruedi Eberle: «Es ist besser, wenn sich eine Fachkommission mit den
Detailfragen des Lehrplans auseinandersetzt. Der Grosse Rat soll nur den Rahmen
festlegen. Dies kann er in der Beratung von Gesetz und Verordnung; ähnlich wie
beim Baugesetz. Dort entscheidet auch nicht der Grosse Rat über Quartierpläne.»
Das Büro des Grossen Rates wird gemäss
Grossratspräsident Pius Federer die Einzelinitiative an der Sitzung vom 21.
August vorbesprechen und anschliessend zur Behandlung an den Grossen Rat
weiterleiten.
Die Gründe des Initianten
Paul Bannwart will aus verschiedenen Gründen
verhindern, dass der Lehrplan 21 in Appenzell Innerrhoden eingeführt wird.
Beispielsweise verlangt er, dass weiterhin in Jahrgangsklassen unterrichtet
wird und im Lehrplan auch konkrete Fächer und Jahresziele genannt werden. Im
Lehrplan 21 ist dagegen die Rede von Fachbereichen und Kompetenzen.
Auch stört sich der Einzelinitiant daran, dass sich
Kinder heute viel Wissen selbst aneignen müssen. Kinder sollen stattdessen vom
Lehrpersonal kindergerecht gefördert werden. Auch will Bannwart, dass der
Lehrplan nicht einfach stillschweigend und ohne Mitbestimmung der Bürgerinnen
und Bürger eingeführt wird.
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